60 Jahre Städtepartnerschaft mit Fécamp

Am 22. Januar 1963 unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, den „Élysée-Vertrag“, und stellten damit das Verhältnis der beiden Nationen auf eine völlig neue Grundlage.

Beide Staatsmänner waren fest entschlossen, die alte Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich endgültig zu beenden, ihre Völker auszusöhnen und eine enge politische Zusammenarbeit zu beginnen. Im Rahmen dieser Bemühungen entstanden daher auch viele deutsch-französische Städtepartnerschaften wie in Rheinfelden (Baden) mit Fécamp.

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Historischer Rückblick

Ein Brief aus der Normandie

Im Juni 1962 traf aus der Normandie ein Brief, adressiert an Bürgermeister Herbert King, im Rathaus Rheinfelden (Baden) ein. Der Absender: Maurice Sadorge, Bürgermeister (le Maire) von Fécamp. Im Auftrag des Stadtrates von Fécamp bot er in diesem Brief der Rheinfelder Stadtverwaltung eine Städtepartnerschaft an.

Dem Angebot vorausgegangen war die Bewerbung beider Städte beim Rat der Gemeinden Europas. Dieser förderte seit seiner Gründung im Jahr 1950 Städte- und Gemeindeverschwisterungen als Grundlage für das gegenseitige Verstehen der Völker mit dem Ziel, auf dem europäischen Kontinent den „ewige Frieden“ zu sichern und den Hass und das Leid, die zwei schreckliche Weltkriege über die Menschen des 20. Jahrhunderts brachten, endgültig zu überwinden.

Herbert King und die Rheinfelder Gemeinderäte begrüßten die Möglichkeit einer Verschwisterung mit Fécamp, insbesondere den Austausch der deutschen und französischen Jugendlichen.

Fécamp 1963


Gegenseitige Besuche

Anfang September stattete Maurice Sadorge mit seiner Familie Rheinfelden (Baden) einen Privatbesuch ab. Er traf sich zwanglos mit Bürgermeister Herbert King, um mit ihm die Möglichkeit der Verschwisterung zu prüfen. Sadorge gefiel Rheinfelden (Baden) gut, beide Stadtoberhäupter waren sich sympathisch und man einigte sich schnell, dass es nicht nur bei einem Schüleraustausch bleiben sollte, sondern weitere folgen sollten. Ebenso sollten gegenseitige Besuche der Vereine sowie kulturelle und sportliche Begegnungen die Verbundenheit der beiden Städte festigen.

Nach seiner Rückkehr bedankte sich Sadorge herzlich für die Gastfreundschaft und lud Bürgermeister King zu einem Gegenbesuch anlässlich des Festes „Pardon des Terrneuvas“, das im Februar in Fécamp gefeiert wurde, ein.

Zurück in Rheinfelden berichtete Bürgermeister Herbert King im Gemeinderat von seiner Reise und betonte die herzliche Aufnahme in der normannischen Küstenstadt. Ebenso wie Maurice Sadorge war er überzeugt von „den glücklichen Folgen der Verschwisterung der beiden Städte".


Zweitägiges Verschwisterungsfest

Die Verschwisterung der beiden Städte wurde in Rheinfelden (Baden) am 25. und 26. Mai 1963 gefeiert. Als gemeinsames Motto der Verschwisterungsfeiern wählte man das Goethezitat „Vernunft fängt wieder an zu sprechen, und Hoffnung wieder an zu blühn“ («La raison peut à nouveau parler et l’espérance recommence à fleurir»).

Am Samstag, dem 25. Mai, fand am Morgen der offizielle Empfang der französischen Gäste durch die Stadt in der Aula des Progymnasiums (heute Gertrud-Luckner-Realschule) statt. Danach waren alle zu einer Stadtrundfahrt eingeladen, bevor es zum Festessen in das Belegschaftshaus der Dynamit Nobel AG ging.

Um 16 Uhr fand in der Turnhalle der Goetheschule die offizielle Verschwisterungsfeier statt. Der Höhepunkt war der Austausch der Verschwisterungsurkunden, musikalisch umrahmt vom Orchesterverein und den vereinigten Männerchören. Am Abend war die ganze Bevölkerung zum Feiern auf die Richterwiese eingeladen. Im Festzelt gestalteten der Fanfarenzug, die vereinigten Männerchöre, die Stadtmusikkappellen von Fécamp und von Rheinfelden (Baden), eine Trachtengruppe aus Fécamp, die Damenriege des Turnvereins 1898 Rheinfelden und schließlich eine Tanzkapelle den Abend.

Mit einem Festgottesdienst gingen am Sonntag, 26. Mai, die Feierlichkeiten weiter. Anschließend ging man gemeinsam zur Totenehrung auf den Hauptfriedhof, wo Bürgermeister Sadorge einen Kranz niederlegte. Erneut wirkten die beiden Stadtkapellen mit. Nach einem Platzkonzert auf dem Kirchplatz begann im Jahnstadion um 15 Uhr ein Freundschaftsspiel. Die Rheinfelder Stadtmannschaften, bestehend aus Spielern des 1. FC und des VFR, trat gegen die Union Sportive aus Fécamp an. Im Anschluss fand ein Konzert im Festzelt statt und schließlich wurde bis 1 Uhr nachts getanzt.


Vertragsunterzeichnung


Feierlichkeiten in Fécamp

Anschließend bereiteten sich die Rheinfelder auf den Gegenbesuch in Fécamp, vom 27. bis 30. September 1963, vor. Zwischen 200 und 300 Rheinfelder gehörten zur offiziellen Delegation: Mitglieder der Stadtmusik, des 1. Fußballclubs und des Vereins für Rasenspiele sowie die Bürger, die bei der Verschwisterungsfeier in Rheinfelden Privatunterkünfte für die französischen Gäste zu Verfügung gestellt hatten. Der Gemeinderat entschied sich, die Hin- und Rückfahrt mit einem Sonderzug zu bewältigen.

Als dieser im festlich geschmückten Bahnhof in Fécamp einfuhr, läuteten zehn Minuten lang die Glocken. Nach herzlicher Begrüßung durch Maire Sadorge wurden die Rheinfelder von ihren Gastfamilien in Empfang genommen. Bürgermeister King ließ es sich nicht nehmen, noch am gleichen Abend ein prachtvolles Blumengebinde am Kriegerehrenmal auf dem Marktplatz niederzulegen.

Am Samstag, dem 28. September, wurde die Rheinfelder Delegation offiziell im Rathaus empfangen. Im Anschluss daran weihte Bürgermeister King die „Rheinfelder Straße“ in einem Neubaugebiet von Fécamp ein. Nach einem Apéro wurde das Mittagessen im Casino eingenommen. Am Nachmittag erkundete man mit Omnibussen die Gegend. Gegen Abend luden die Lyre Maritime Fécamp und die Stadtmusik Rheinfelden (Baden) zu einem Gemeinschaftskonzert auf dem Marktplatz ein. Als besondere Überraschung für die deutschen Gäste spielte die Lyre Maritime zum ersten Mal das von Guy Paquinet komponierte Stück „An Rheinfelden“. Mit einem Ball im Casino und im Hotel „Post“ ging der Tag zu Ende.

Mit einem Festgottesdienst am Morgen des 29. Septembers wurden die Feierlichkeiten fortgesetzt. In einem Festzug ging es danach zur Kranzniederlegung am Kriegerehrenmal und danach zu einem Cocktail in eine ehemalige Benediktinerabtei, der Bénédictine. Am Nachmittag trugen die Rheinfelder Stadtmannschaft und der 1. USF ein Freundschaftsspiel im Stadion „René Gayant“ aus. Und ab 22 Uhr trafen sich alle wieder im Hafen Bérigny zum Nachtfest mit anschließendem Feuerwerk.

Medaillen zur Verschwisterung


"Union der Herzen"

Als zum ersten Jahrestag der Verschwisterung ein Glückwunschtelegramm vom Präsidenten des Verschwisterungsausschusses eintraf, antwortete Bürgermeister King in seinem Dankschreiben:

„Die Verschwisterung zwischen Rheinfelden und Fécamp hatte keinerlei parteipolitisches Ziel, sondern sollte und soll in erster Linie die Bevölkerung unserer beiden Städte ansprechen (...). Das vereinte Europa, die europäische Union kann aber nicht allein von offizieller Seite her geschaffen und erhalten werden, sondern nur eine Union der Herzen wird dieses Gebilde stark und widerstandsfähig machen für die Zukunft. Und diese Union der Herzen entsteht nicht durch amtliche Erklärungen, sondern vor allem durch den persönlichen Kontakt von Mensch zu Mensch".

Herbert King und Maurice Sadorge

Feierlichkeiten 2023

Multimedialer Vortrag zu 60 Jahre Élysée-Vertrag

Was ist der Élysée-Vertrag? Wie kam er zustande? Und welche Bedeutung hat er im 60. Jahr seines Bestehens? Antworten auf diese Fragen gab am Mittwoch, 8. März, Politologe Ingo Espenschied, der auf Einladung des Regionalbüros Südbaden der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Gast im Rheinfelder Campus war.

Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichneten am 22.1.1963 im Pariser Elysée-Palast einen Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit, der politische Konsultationen beider Regierungen und ein

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Busreise zum Fest des Meeres

Anlässlich des „runden Geburtstags“, 60 Jahre Städtepartnerschaft, organisiert das städtische Kulturamt für interessierte Rheinfelder Bürgerinnen und Bürger rund um das „Fest des Meeres“ von Freitag, 30. Juni, bis Montag, 3. Juli, eine Busfahrt in die Partnerstadt.

„Mit diesem Angebot möchten wir der Rheinfelder Bevölkerung die Gelegenheit geben, unsere Partnerstadt, die immerhin fast 800 Kilometer entfernt ist, auf bequeme und kostengünstige Art zu besuchen“, erklären die städtischen Organisatoren.

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Französische Filmtage

Zur Feier des 60-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Fécamp - Rheinfelden (Baden) zeigte das Kino Rheinflimmern vom 12. Juli bis 02. August vier französische Filmklassiker aus unterschiedlichen Jahrzehnten: "La Boum – die Fete", Teenie-Komödie von Claude Pinoteau (1980), "Im Rausch der Tiefe", Fiktionales Drama von Luc Besson (1988), "Ziemlich beste Freunde", Komödie von Olivier Nahache und Éric Toledano (2011) und "Die Küchenbrigade", Komödie von Louis-Julien Petit (2022).

Grafik Filmtage von Thomas Zipfel


Abend der deutsch-französischen Freundschaft

Das Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Rheinfelden (Baden) und Fécamp wurde am Montag, 28. August, gebührend bei einem Abend der deutsch-französischen Freundschaft im Bürgersaal gefeiert.

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