Die Stadt Rheinfelden (Baden) will im Stadtteil Herten das Baugebiet „Römern“ mit einer Größe von circa 5,5 Hektar entwickeln. Dazu wurde im Jahr 2022 ein Letter of Intent mit dem Projektträger Weisenburger Projekt GmbH (WP) abgeschlossen.
Beide Vertragspartner haben darin die wesentlichen Entwicklungsziele definiert. Entwickelt werden soll ein Wohngebiet mit einem breiten Angebot an Wohnungstypologien, welches auch mietgünstigen Wohnraum umfasst. Ausgehend von den allgemeinen städtebaulichen Zielstellungen soll der Schwerpunkt auf der Ausweisung eines Wohngebietes gelegt werden.
Wettbewerbsverfahren
Aufgrund der komplexen Rahmenbedingungen und um die bestmögliche städtebauliche und architektonische Lösung zu finden, wurde die Durchführung eines zweistufigen städtebaulichen Realisierungswettbewerbs beschlossen. Das Verfahren beinhaltete auch eine umfassende Einbindung der Bürgerschaft.
Angestrebt wurden innovative, flächensparende Wohnkonzepte abseits der üblichen Bebauungsstrukturen mit hoher Wohnqualität. Kern der Planungsaufgabe war es, einen städtebaulichen Masterplan für das Gesamtgebiet zu entwickeln, welcher stufenweise umgesetzt werden kann.
Das zweistufige Wettbewerbsverfahren gliederte sich in:
- Phase 1: Erstellung einer Konzeptskizze (Teilnehmerzahl: 11 vorab ausgewählte Teilnehmer), Abschluss mit der Preisgerichtssitzung vom 13. Dezember 2023 mit Festlegung der Teilnehmer für die Phase 2.
- Workshop: Bürger- und Eigentümerbeteiligung unter Wahrung der Anonymität am 30. Januar 2024. Die Anregungen aus dem Workshop wurden dokumentiert und den ausgewählten Verfassern der 2. Phase mit den Anmerkungen des Preisgerichtes zur Verfügung gestellt.
- Phase 2: Ausarbeitung des städtebaulichen Konzeptes unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Preisgerichtes und der Bürger- und Eigentümerbeteiligung (Teilnehmerzahl: 3).
Aufgabenstellung
Gegenstand des Wettbewerbes war die gestalterische und konzeptionelle Überplanung der bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche für die Entwicklung eines urbanen Wohngebietes. Hierzu sollten flächensparende, funktionale und effiziente Bebauungsstrukturen entwickelt werden, die auch eine Umsetzung in einzelnen Bauabschnitten („Baufeldern“) ermöglichen.
Ziel ist eine robuste, einfache sowie leistungsfähige Grundstruktur mit einer zeitgemäßen und flächensparenden Dichte. Um eine ausgewogene und lebenswerte Umgebung zu schaffen, wurde auf eine vielfältige und differenzierte Freiraumgestaltung Wert gelegt.
Die Zielgruppe künftiger Bewohner:innen ist eine breite Bevölkerungs- und Einkommensschicht mit dem Fokus auf mietgünstigen Wohnungsbau.
Durch die Entwicklung des Baugebiets wird ein Bedarf an zusätzlichen Kindertagesstätten-Plätzen in Herten entstehen. Dieser Bedarf ist innerhalb des Planungsgebietes nachzuweisen.
Aufgrund der Lage des Plangebiets und der relevanten Schallquellen – die Schienenstrecke und das Industriegebiet befinden sich südlich, die Sportanlagen nordwestlich – ist ein ausreichender Schallschutz nur durch eine schalltechnisch optimierte Gebäudestruktur zu erreichen.
Beurteilungskriterien
(die Reihenfolge stellt keine Rangfolge oder Gewichtung dar)
- Städtebauliche und gestalterische Qualität und Angemessenheit des Bebauungskonzepts
- Qualität des Freiraums, Differenzierung, Vernetzung mit der Umgebung
- Nutzungskonzept und Funktionalität
- Qualität und Funktionalität der verkehrlichen Erschließung
- Wirtschaftlichkeit, Flächenökonomie
- Beachtung der ökologischen Belange, Klimaschutz
Juryentscheidung
Platz 1 (dotiert mit 14.000 Euro): ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH
Der Entwurf bietet nach der Überarbeitung ein sehr klar strukturiertes Konzept. Durch die Neupositionierung der Kita entsteht im Norden ein städtebauliches Ensemble aus Kita und Wohnbebauung, welches ein angenehmes Ankommen im Quartier sichert. Gleichzeitig wird der Grünzug als zentrale Freifläche durch Wegfall des Gebäudes gestärkt.
Der Übergang zur Bestandsbebauung wird durch gemeinsame Angebote und Kontaktplätzen entlang des Mattenbachs gestärkt. Durch Vereinfachung der Typologien entsteht in der Mitte ein gemeinschaftlicher überzeugender Stadtbaustein. Die Nutzungsvorschläge für die Freiflächen unter der Hochspannungsleitung unterstützen die Bildung einer gemeinschaftlichen Mitte. Die Wohntypologie der Schallschutzbebauung im Süden wird kritisch diskutiert; die vorgeschlagene Lösung für Gewerbe und Mobilitätshub bietet keine Lösung für den baulichen Lärmschutz und ist grundsätzlich zu überdenken.
Insgesamt weist der Entwurf ein klares und überzeugendes städtebauliches Konzept vor, welches robust und flexibel in der Weiterentwicklung des neuen Quartiers ist. In der weiteren Bearbeitung sollte die städtebauliche Dichte optimiert werden und eine nachhaltige Lösung für den Schallschutz im Süden unter Einbeziehung des Mobilitätshubs gefunden werden.
Platz 2 (dotiert mit 12.000 Euro): Architekturbüro planquadrat Elfers Geskes Krämer PartG mbB
Der Entwurf antwortet auf die Anregung aus der 1. Phase und entwickelt ein Konzept mit Wohnhöfen konsequent weiter. Die Neupositionierung der Kita an der grünen Quartiersmitte stellt einen guten Beitrag dar, wenn auch die vorgeschlagene Aufstockung mit Wohnungen noch typologisch zu klären ist. Die Zufahrt von Norden wird ausgiebig diskutiert. Der Übergang zum Mattenbach bekommt einen weitgehenden privaten Charakter.
Die Sondertypologie der langen westlichen Wohnzeile mit Durchgängen kann nicht überzeugen. Die Wohnhöfe weisen gut proportionierte Freiräume auf. Die vorgeschlagene Schallschutzbebauung im Süden wird anerkannt, weist aber Schwächen in den Wohnqualitäten auf. Die Konzentration auf einen großen Mobilitätshub im Süden birgt lange Wege für die zukünftigen Bewohner.
Insgesamt stellt der Entwurf einen guten Beitrag dar mit Schwächen in Einzelfragen.
Platz 3 (dotiert mit 9.000 Euro): SCHÖFFLER.stadtplaner.architekten
Der Entwurf nimmt die Anregungen aus der 1.Phase in wohltuender Weise auf und entwickelt das Bebauungs- und Erschließungskonzept stringent weiter. Das Preisgericht lobt die konsequente Hoferschließung. Die Neupositionierung der Kita im Norden entspricht den Vorstellungen, wenn auch versäumt wird die Adress- und Gemeinschaftsbildung mit der Wohnbebauung zu stärken.
Die großflächige unterirdische Parkierung besonders in den Hofbereichen entspricht nicht den Erwartungen an ein zeitgemäßes Parkierungskonzept.
Die vorgeschlagene Lärmschutzbebauung im Süden bietet einen ersten Ansatz, kann aber nicht überzeugen. Die Fügung von den Wohntypologien und den Parkierungsflächen im Hub sollte überdacht werden. Die Westansicht des neuen Wohnquartiers erscheint zu dominant und unruhig. Insgesamt bietet der Entwurf ein stabiles städtebauliches Konzept für die Aufgabenstellung, wenn auch Fragen im Detail verbleiben.
Zeitplan
- 24. Juli 2023: Gemeinderatsbeschluss (Freigabe Auslobung)
- 15. September 2023: Ausgabe Auslobungsunterlagen
- 13. Dezember 2023: Preisgerichtssitzung Phase 1
- 30. Januar 2024: Bürgerbeteiligungsverfahren / Workshop
- 16. Februar 2024: Information Teilnehmer Phase 2 mit Überarbeitungshinweisen aus Bürgerbeteiligung
- 30. April 2024: Preisgerichtssitzung Phase 2
- 02. Mai 2024: Präsentation Entwürfe Platz 1 – 3
- 17. Juni 2024: Beratung im Ortschaftsrat Herten
- 20. Juni 2024: Beratung im Bau- und Umweltausschuss
- 22. Juni 2024: Öffentliche Präsentation in Tagesausstellung „Tag des offenen Gesprächs“ von 9 bis 16 Uhr in der Ortsverwaltung Herten
Ausblick
- 25. Juni bis 8. Juli 2024: Öffentliche Präsentation der Entwürfe im Rathaus Rheinfelden (Baden) im Stadtbauamt (5. Stockwerk)
- 04. Juli 2024: Beratung im Gemeinderat