Die Stadt Rheinfelden (Baden) will bis 2040 klimaneutral sein. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, setzt sie auf die Bündelung aller Kräfte. Nach der Gründung eines Klimabeirats 2022 hat die Stadtverwaltung daher im vergangenen Jahr mit dem Klimaschutzpreis einen weiteren Anreiz zum Mitmachen und Mitdenken geschaffen. Schirmherr des Preises ist Oberbürgermeister Klaus Eberhardt.
Ausgelobt wurde der Klimaschutzpreis im März 2023, Bewerbungen waren ab 1. September bis zum 31. Oktober 2023 über die städtische Homepage möglich. Ursprünglich sollten drei Preise im Gesamtwert von 2.700 Euro vergeben werden. Bei der Jurysitzung wurde dieses Preisgeld neu aufgeteilt: Vier herausragende Projekte von Rheinfelderinnen und Rheinfeldern, die einen nachhaltigen Mehrwert für den Klimaschutz oder die Klimaanpassung vor Ort geleistet haben oder leisten, werden mit einer Platzierung geehrt. Der erste Platz erhält dabei 1.200 Euro, der zweite Platz 700 Euro. Außerdem hat die Jury sich entschieden, zwei Sonderpreise um Umfang von jeweils 400 Euro zu vergeben. Insgesamt wurden zehn Beiträge eingereicht.
Preisverleihung
- Preisträger 1. Preis (1.200 €): St. Josefshaus Herten mit dem Projekt „Neubau Bernhardshaus“
- Preisträger 2. Preis (700 €): Rheinfelden im Wandel e.V. mit dem Projekt „Stadtgärtle“
- 2x Sonderpreis (400 €):
- Familie Langendorf mit dem Projekt „nachhaltige Lebensweise“
- St. Josefshaus Herten mit dem Projekt „nachhaltiges Büromanagement“
Begründung der Jury
St. Josefshaus für den Neubau des Bernhardhauses
Der Neubau des Bernhardhauses erfolgte nach hohen Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstandards. Damit weist es einen hohen Wirkungsgrad im Bereich Klimaschutz (Emissionseinsparung durch Dämmung und Lüftungssystem, Ressourcenschonung durch Baumaterial) und Klimaanpassung (gut gedämmt gegen starke Hitze und Verschattungsmöglichkeiten eingeplant) auf, sowie eine Vorbildfunktion für Neubauten in der Region.
Rheinfelden im Wandel e.V. mit dem Stadtgärtle
Das Stadtgärtle (gemeinschaftlicher Permakulturgarten) weist ebenfalls Wirkung im Bereich Klimaschutz (CO2-Bindung durch Pflanzen) und Klimaanpassung (Pflanzen verbessern das Mikroklima, Boden ist versickerungsfähig) auf, sowie im Bereich Biodiversität und Naturschutz. Besonders hervorzuheben ist beim Stadtgarten die öffentliche Zugänglichkeit sowie die Gemeinnützigkeit beziehungsweise soziale Wirkung. Außerdem werden in dem Gemeinschaftsgarten aktiv Workshops in den Themen Nachhaltigkeit, Klima und Umwelt angeboten. Damit hat es sich gegenüber anderen Begrünungs- und Biodiversitätsprojekten klar durchgesetzt.
Familie Langendorf für eine nachhaltige Lebensweise
Das Projekt beinhaltet: Auto abgeschafft, weniger Heizen, regional einkaufen, Balkon-PV Anlage. Die Klimaschutzmaßnahmen der Familie sparen aktiv CO2 ein, indem zum Beispiel Fahrten mit dem Fahrrad statt mit dem Auto gemacht werden, und können als Vorbild für andere Haushalte fungieren. Wenn alle Haushalte in Rheinfelden ähnliche Bestrebungen zum Klimaschutz unternehmen würden, wäre schon einiges erreicht.
St. Josefshaus für nachhaltiges Büromanagement
Die Einsparung von Emissionen (zum Beispiel im Transport bei kürzeren Lieferwegen) und die Schonung von Ressourcen (bei der Einsparung von Beschaffungen) ist auch im Büromanagement beträchtlich. Außerdem werden weitere wichtige Aspekte, wie soziale Kriterien, durch die ganzheitliche Betrachtung der Lieferkette berücksichtigt. Dieses Projekt hat ebenfalls einen großen Vorbildcharakter.
Teilnahmevoraussetzung
Um den Preis bewerben konnten sich in Rheinfelden ansässige Betriebe, eingetragene Vereine, aber auch informelle Gruppen und Zusammenschlüsse von Personen, die eine vorbildhafte Maßnahme oder eine Aktion für den Klimaschutz auf den Weg gebracht haben. Das Themenspektrum war dabei bewusst breit gefächert. Wichtig war, dass die Projekte und Aktionen einen nachhaltigen Mehrwert für den Klimaschutz oder die Klimaanpassung mit sich bringen und dass die Projekte oder Aktionen zwischen 2022 und 2023 abgeschlossen oder begonnen wurden.
Jury
Die Jury, besetzt mit Vertretern aus dem Gemeinderat, der Stadtverwaltung und externen Fachexperten, begutachtete und beurteilte unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Klaus Eberhardt die Wettbewerbsbeiträge am 01. Februar 2024.
Kriterien
- Klimaschutz: Die Klimaschutzwirkung des Projekts ist sichtbar und idealerweise nachweisbar. Dazu gehört vor allem die Einsparung von Energieverbrauch oder Treibhausgasemission, sowie Maßnahmen zur Ressourcenschonung oder CO2 Bindung.
- Klimawandelanpassung: Den Folgen des Klimawandels, insb. Extremwettereignisse wie Hitze oder Starkregen wird sich durch Anpassungsmaßnahmen wie Begrünung oder Flächenentsiegelung angenommen.
- Nachhaltigkeit und Verstetigung in Rheinfelden: Von der Umsetzung des Projekts gehen langfristige Positiv-wirkungen für die Bekämpfung des Klimawandels respektive die Bewältigung der Folgen in Rheinfelden aus. Zum Beispiel wurden dadurch neue Kooperationen zwischen Akteuren angestoßen und/oder neue Möglichkeiten für das Klimaschutz-Engagement geschaffen.
- Biodiversität und Naturschutz: Verschiedene Maßnahmen wie Bepflanzung tragen zum Schutz von Artenvielfalt und Biodiversität bei.
- Vorbildcharakter und Replizierbarkeit: Das Projekt hat Vorbildcharakter und die Umsetzung ist ausreichend dokumentiert, so dass andere Akteure die Idee aufnehmen und umsetzen können.
- Reichweite und Einfluss: An dem Projekt haben sich viele Rheinfelder:innen beteiligt oder wurden durch die Maßnahme erreicht und zu einem umweltfreundlichen Verhalten angeregt.
- Gemeinnützigkeit und soziale Wirkung: Die Maßnahme berücksichtigt Komponenten sozialer (Un-) Gerechtigkeit, sowie die Unterstützung benachteiligter Gruppen.
Weitere Bewerbungen
- Grüner Gockel - Energieverbrauch ev. Kirchengemeinde: Energiesparmaßnahmen in den Kirchengebäuden zum Beispiel durch Heizungsoptimierung und eine Winterkirche
- Grüner Gockel - Bepflanzung ev. Kirchengemeinde: Bepflanzung auf den Außenanlagen der Kirche, insb. Pflanzung von Büschen und Bäumen sowie Einrichtung von Insektenwiese
- Familienzentrum Rheinfelden & Café Metamorphose: „Mach kein Müll“ Tag, Angebote und Workshops rund um das Thema Müll und Müllvermeidung, 2x jährlich
- Evonik und H2Org: Wassertage Rheinfelden: Aktionstage zur Bedeutung von Wasser und Mikroplastik im Zusammenhang mit dem Klimawandel
- St. Josefshaus Herten: Biotop: Einrichtung mehrerer Insektenschutzwiesen, Infotafel, Samenmischung verkaufen
- VHS Rheinfelden: Kurse zu Nachhaltigkeit & Klimaschutz: Seit über 2,5 Jahren bietet die VHS verschiedene Kurse zu Klimawandel & Nachhaltigkeit