Praktikum gibt Einblicke in deutsche Kommunalverwaltung
26.07.2016
Der 17-jährige begleitet die Bürgermeisterin bei ihren zahlreichen Terminen und lernt die verschiedenen Ämter ihres Dezernats im Rathaus kennen. Nach den Sommerferien setzt er am Wirtschaftsgymnasium in Bad Säckingen seine Ausbildung fort.
Lerneifer beeindruckte Bürgermeisterin
Bürgermeisterin Diana Stöcker lernte den jungen Mann Ende letzten Jahres bei einem Besuch seiner Familie kennen. Die Offenheit und Wissbegier beeindruckten sie so, dass sie Tariq spontan ein Praktikum anbot. "Ich war begeistert über seine fließenden Deutschkenntnisse, Lerneifer und Lebensfreude. Als er mir sagte, dass er nach dem Abitur Jura studieren möchte, habe ich ihm sofort ein Praktikum bei mir angeboten. Da wusste ich noch nicht, dass er seine mittlere Reife so gut abschließen würde. Er ist sehr wissbegierig und an allen Themen interessiert", fasst Bürgermeisterin Stöcker die letzten zwei Wochen zusammen.
Wechsel zur Realschule ein Glücksgriff
Tariq kam vor drei Jahren mit seiner Familie aus Afghanistan nach Rheinfelden. „Glücklicherweise konnten wir sehr gut Englisch sprechen, so dass wir uns verständigen konnten. Aber wir haben uns am Anfang schon sehr einsam und verlassen gefühlt. Es war ein richtiger Sprach- und Kulturschock“, erinnert sich Tariq. Nach einem einmonatigen Sprachkurs besuchte er die achte Klasse in der Schillerschule. Dort fühlte er sich aber nicht so richtig wohl. Einige Schüler lachten ihn aus, weil er die Sprache noch nicht so gut konnte. „In Mathe und Englisch wollten aber alle, dass ich ihnen helfe“, so Tariq. Da er die Klasse mit sehr guten Noten abschloss, stand einem Wechsel auf die Realschule oder das Gymnasium nichts im Wege. Tariq entschloss sich für die Realschule. „Ich habe diese Entscheidung nie bereut“, berichtet er. Für ihn war dieser Wechsel fast so etwas wie ein „Wendepunkt“. Seine neuen Klassenkameraden nahmen ihn mit offenen Armen auf, halfen ihm und unterstützten ihn. „Ich habe sie alle in mein Herz geschlossen“, schwärmt Tariq. Vor wenigen Wochen schloss Tariq die Realschule mit einem Notendurchschnitt von 1,6 ab und legte damit den Grundstein für seine weitere schulische Ausbildung. Nach dem Abitur möchte er gerne Jura studieren. „Mein Vater hat in Kabul als Richter gearbeitet und mich als Kind manchmal mitgenommen. Seine Arbeit hat mich fasziniert.“
Dankbar für Unterstützung
Rückblickend ist der junge Afghane unendlich dankbar für die Unterstützung und Hilfe, die er von den ehrenamtlichen Helfern und seinen Klassenkameraden erfahren hat. Heute hilft er selbst als ehrenamtlicher Dolmetscher. Die Zeit im Rathaus hat ihm sehr gut gefallen. Der Blick hinter die Kulissen hat ihm geholfen, wie er sagt, das deutsche System noch ein bisschen besser zu verstehen. Er ist beeindruckt von den zahlreichen Themen, die eine Bürgermeisterin und die Stadtverwaltung bearbeiten.