Mit dem letzten Licht der Sonne verwandelte sich der Herbert-King-Park in ein verwunschenes Zauberreich, in denen mythische Figuren zum Leben erwachten.
Teils von den Metamorphosen des Ovids, teils durch die Bibel inspiriert, bespielte das Theater Anu an zwei Abenden im Rahmen der Entente Florale den Park. Verwunschen, manchmal etwas gruselig und meistens einfach nur schön stellten sich die Szenen dar, zu denen die Parkbesucher wandeln konnten. Aber immer stand die schwierigste Frage der Welt im Raum, wie bei der Begegnung mit Pygmalion aus dem Lautsprecher zu hören war: Gott, warum hast du mich gemacht?
Halbverborgen hinter Tücher tanzte wie von Verzweiflung und Leidenschaft zerrissen Pygmalion vor und auf einem Bett, während die Besucher den schwerwiegenden Worten Ovids lauschten. Erlösung war aber nicht geboten, so streckte sie zum Schluss den Besuchern verzweifelt die Hände entgegen. Ebenso Eva, die sich nur scheu aus den Bäumen heraus ins Licht wagte und der Verlockung des Apfels nicht stand halten konnte, tanzend das Kleid abstreift und zum Schluss mit Blättern und Ästen eine Verbindung als Naturwesen einzugehen schien.
Die prächtigen Kostüme, die im ganzen Park arrangierten Requisiten, aufgehängte schwarze Jacken in den Bäumen, über den Weg gespannte Taue, die farbige Beleuchtung mit dem besonderen Licht- und Schattenspiel in den Äste, das Wehklagen und Seufzen aus den Lautsprechern und überall die Schuhe an den Wegesrändern, in denen Feuer loderten, tauchten den Herbert-King-Park in eine noch nie dagewesene Stimmung, die den Besuchern unter die Haut ging. Geschätzte dreitausend Besucher ließen sich vom Theater Anu an den zwei Juli-Abenden in eine herrliche, andere Welt entführen.
