Städtische Nachricht

Ein Haus der Bürger
Führung zur Architekturgeschichte des Rathauses


Ulrike Maunz Diese besondere, von Tourismus Rheinfelden organisierte Führung im Rahmen der regulären Stadtführungen fand statt, da der Rheinfelder Verwaltungssitz derzeit einer energetischen Sanierung unterzogen wird, die auch leichte Auswirkungen auf das Erscheinungsbild des Rathauses haben wird. Zunächst aber erläuterte Ulrike Maunz die Historie des Gebäudes aus den 1970er Jahren. „Nach dem Abriss des Oberrheinischen Hofs fehlte in Rheinfelden ein kulturelles Zentrum“, so Ulrike Maunz. 1969 wurde daher ein Wettbewerb durchgeführt, mit dem Ziel eine Festhalle im heutigen Herbert-King-Park zu bauen. Allerdings stieß dieser Standort auf große Widerstände in der Bevölkerung, so dass die Idee wieder fallen gelassen wurde.

Architekturführung im Rathaus Gleichzeitig wurde auch ein neues Rathaus notwendig, da in Rheinfelden in den Jahren 1950 bis 1970 eine regelrechte Bevölkerungsexplosion stattfand. Rheinfelden wuchs in diesen 20 Jahren um 80 Prozent. Zudem standen in den 1970er Jahren auch die Eingemeindungen der heutigen sieben Ortsteile an und damit einhergehend weitere Aufgaben und zusätzliches Personal. In der Folge wurde das alte Rathaus in der Friedrichstraße zu klein. „Es entstand die Idee, ein Haus der Bürger zu bauen“, so Ulrike Maunz. „In den 1970ern wurden in Deutschland viele Rathäuser mit Ladenzeilen, Restaurants und Festräumen gebaut. Gerade diese Rathäuser haben es heute schwer, modernisiert und saniert zu werden. Da ist Rheinfelden also kein Einzelfall.“

Rathaus früher Zentrales Anliegen war es weiterhin eine echte Stadtmitte zu etablieren, da auch die bisherige Haupteinkaufsstraße, die Friedrichstraße, überlastet war und im Verkehr zu ersticken drohte. 1971 fiel die Entscheidung zugunsten des Kirchplatzes, wo ein Reihenhaus abgerissen wurde, um Platz für das Rathaus zu schaffen. Die Zähringerstraße wurde in diesem Zusammenhang dann unter die Erde gelegt, da im Bereich zwischen Hebelstraße und Rathaus auch ein kleiner Marktplatz geschaffen werden sollte. Es handelt sich so gesehen um den ersten Abschnitt der Rheinfelder Fußgängerzone. Die Verwaltung zog dann 1979 ins neue Rathaus ein und 1980 wurde es fertiggestellt und mit einem großen Fest eingeweiht. Die Ladenzeilen im Erdgeschoss wurden im Laufe der Zeit durch das Bürgerbüro und die Stadtbibliothek ersetzt.

Sanierung heute Die Fassade wurde im Stile der damals modernen Hightech-Architektur, mit sichtbaren Rohren, gestaltet. Die ganze Statik spiegelt sich an der Fassade wieder. Das berühmteste Beispiel für diesen Architekturstil ist das französische Centre Pompidou in Paris. Die Fassade sollte den großen Bau weniger massiv aussehen lassen und gleichzeitig wurden an dem Gerüst auch Sonnenschutzvorrichtungen angebracht und die Fluchtwege realisiert. Ulrike Maunz lobte die hohe Aufenthaltsqualität, die das Rathaus auch heute noch im ersten und zweiten Stockwerk bietet. Diese Etagen werden auch rege für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt.

Erik Fiss „Mit der Sanierung ändern wir nichts an der Grundidee des Gebäudes“, so Erik Fiss. „Auch das so genannte Gerüst wollten wir nie entfernen, denn die Außenbalkone sind die vorgeschriebenen zweiten Fluchtwege.“ Bei der Sanierung werden zunächst die alten zweiflügeligen Fenster ausgetauscht und dreiteilige Fenster eingesetzt, bei denen ein kleines Fenster mit einem Gitter versehen wird, um die Nachtabkühlung im Sommer zu nutzen. Am Gerüst wird eine größere Änderung nötig, da die metallenen Querstangen den heutigen Sicherheitsansprüchen nicht mehr genügen. Diese werden entfernt und durch Glaswände ersetzt, um den Charakter des Gebäudes geringstmöglich zu beeinflussen. „Es wird etwas anders, aber das Gesicht des Rathauses wird nicht verändert“, so Erik Fiss.
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