A 98.5: Die Stadt fordert Neuplanungen
10.01.2018
Überdeckelung zum Schutz von Mensch und Natur
In einem Pressegespräch am 10. Januar erläuterte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt den Standpunkt und die Argumentation der Stadt. Dabei erinnerte er daran, dass die Stadt den Weiterbau der A 98 immer grundsätzlich befürwortet, allerdings zum Schutz der Menschen und der Natur sich schon früh für alternative Bauausführungen – Stichwort Überdeckelung – eingesetzt habe. Mit der Zusage einer Finanzierungsbeteiligung in Höhe von bis zu einer Million Euro konnte die Stadt erreichen, dass bereits im Planfeststellungsverfahren eine Überdeckelung als technische Möglichkeit berücksichtigt wurde, wenn auch nicht in der gewünschten Länge.
Forderung: 390 Meter Überdeckelung
Nach Prüfung der Unterlagen im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens und auf Grundlage der Gutachten, die die Stadt in diesem Zusammenhang in Auftrag gegeben hat, fordert Rheinfelden zum Schutz der betroffenen Ortsteile und zum Schutz des Landschaftsbildes sowie der Arten und Biotope ein Tunnelbauwerk mit einer Länge von 390 Metern, anstatt der geplanten Überführung der Kreisstraße K 6336 und der Nordschwabenstraße. Nach Ansicht der Gutachter weist die offengelegte Planung erhebliche Unklarheiten und Mängel bei der Abwägung auf, bzw. wurden alternative Bauweisen unzureichend bis gar nicht geprüft.
Qualität der Landschaft
Hauptkritikpunkt der Stadt ist, dass die besondere Bedeutung und Qualität des Offenlandbereichs Karsau-Minseln sowohl hinsichtlich des Landschaftsbildes als auch des Artenschutzes und der Biotope unzureichend gewürdigt wurde und damit folglich auch die prognostizierten Beeinträchtigungen und erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen falsch „berechnet“ wurden. „Die Begehung der Strecke, die von der BI Tunnel-Karsau organisiert worden war, hat sehr schön gezeigt, dass eine offene Bauweise das Landschaftsbild komplett zerstören würde“, erklärte Eberhardt.
Alternative Planungen
Darüber hinaus bemängelt die Stadt, dass alternative Planungen unzureichend bis gar nicht berücksichtigt wurden. In Anbetracht der besonderen Bedeutung der Landschaft, in Verbindung mit den dadurch erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen, dränge sich aber eine großräumige Überdeckelung als Alternative geradezu auf, so die Argumentation der Stadt. Zumal den dadurch verursachten Mehrkosten auch Kosteneinsparungen gegenüberstehen, unter anderem in Form von Einsparungen bei den Kompensationsmaßnahmen und bei der Entsorgung des Bodenmaterials.
Frage des Regelquerschnitts
Auf großes Unverständnis stößt bei den Fachplanern, dass die offengelegte Planung für die Trasse den fünf Meter breiteren Regelquerschnitt RQ 31 zu Grunde legt, obwohl die früheren Abschnitte auf dem RQ 26 basieren. „Eine Verbreiterung des innenliegenden Teilabschnitts bringt in unseren Augen keinen direkten Nutzen. Wohin gegen eine Verkleinerung (RQ 26) eine erhebliche Verbesserung für die Umwelt und die Natur mit sich bringt und weniger Kosten verursacht“, so Eberhardt.
Längsgeteilte Dringlichkeit
Auch hinsichtlich der längsgeteilten Dringlichkeit, damit ist gemeinst, dass in einem ersten Schritt nur eine Fahrspur pro Richtung realisiert wird, ist die Überdeckelungsvariante eindeutig im Vorteil gegenüber den geplanten Brückenbauwerken. „Eine Brücke kann man nicht anstückeln oder später erweitern. Hier muss von Beginn an die volle Breite und Länge realisiert werden, egal ob sie sofort benötigt und genutzt wird“, erklärte der Leiter der Tiefbauabteilung, Tobias Obert.
Neuplanungen ein Muss
„In Anbetracht all dieser Argumente bin ich davon überzeugt, dass es zu Neuplanungen kommen muss“, betonte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. Völlig ungeklärt ist darüber hinaus auch noch die bis dato fehlende Verkehrswirksamkeit im Abschnitt fünf. Daher fordert die Stadt, dass der Abschnitt sechs ebenfalls umgehend in die Planfeststellung geht, um einen möglichst nahtlosen Weiterbau der Autobahn zu gewährleisten.
Kostenkalkulation mit Gegenfinanzierungsvorschlag
Eine Kalkulation der Stadt in Anlehnung an den Aubinger Tunnel kommt für eine 390 Meter lange Röhre auf Kosten in Höhe von rund 7,8 Millionen Euro. „Setzt man dagegen, dass dafür zwei Brücken entfallen, erhebliche Kosten für Ausgleichsmaßnahmen und die Entsorgung des Baumaterials eingespart werden können und die Stadt sich mit einer Million Euro beteiligen würde, wäre ein solcher Tunnel unserer Ansicht nach bereits finanziert“, bekräftigte Oberbürgermeister Eberhardt den Standpunkt der Stadt.
Diese Sichtweise wird nun in den kommenden zwei Wochen in den verschiedenen Gremien öffentlich beraten, bevor die Stadt ihre finale Stellungnahme dem Regierungspräsidium überreichen wird.
öffentliche Beratungstermine:
16/1 Ortschaftsratssitzung Karsau/Minseln
22/1 Bau- und Umweltausschuss
25/1 Gemeinderat
Gutachten Umweltbelange faktorgruen
Gutachten Rapp Regioplan