Städtische Nachricht

Wärme marsch!


Der Vorsitzende der Energiedienst Holding AG, Jörg Reichert, Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Bürgermeisterin Kristin Schippmann freuen sich mit den weiteren Akteuren über den erfolgreichen Zusammenschluss der Nahwärmenetze.
Der Spatenstich dafür erfolgte im April des vergangenen Jahres, nun wurde die neue Verbindungsleitung offiziell in Betrieb genommen. Mit der Kooperation machen Stadt und Energiedienst einen weiteren großen Schritt für die klimafreundliche Wärmeversorgung Rheinfeldens.

Zusammenschluss

Die neue rund 320 Meter lange Leitung verläuft von der Scheffelstraße in östlicher Richtung durch die Schwedenstraße und Karl-Fürstenberg-Straße bis zur Oberen Kanalstraße und verbindet hydraulisch das von Energiedienst betriebene und aus Abwärme der Evonik gespeiste Nahwärmenetz Grendelmatt mit dem städtischen Nahwärmenetz. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund eine halbe Million Euro – eine Investition in die Zukunft.

Pilotprojekt

Sowohl der Vorsitzende der Energiedienst Holding AG, Jörg Reichert, als auch Oberbürgermeister Klaus Eberhardt betonten anlässlich der Inbetriebnahme die Bedeutung des Projektes, das von Experten als Leuchtturm- und Pilotprojekt in Südbaden „gehandelt“ wird. Die für das Klima erforderliche Wärmewende stünde noch ganz am Anfang und die Herausforderungen seien nur als Gemeinschaftsleistung zu bewältigen, so die beiden Akteure. Beide sehen in der Kooperation ein Modell für die Zukunft.

Versorgungssicherheit

Den verbundenen Nahwärmenetzen steht jetzt nicht nur die nachhaltige Wärmemenge aus zwei industriellen Abwärmequellen zur Verfügung, sondern der größere Verbund garantiert auch eine entsprechende Versorgungssicherheit. Insgesamt leistet das Projekt einen großen Beitrag zum Klimaschutz und erspart der Stadt rund 10.000 Tonnen CO2-Ausstoß jährlich.

Ausbau Wärmenetz

Für das städtische Nahwärmenetz rekapitulierte das Rheinfelder Stadtoberhaupt den Status quo und schilderte die weiteren Ausbaupläne: Aktuell werden über 100 Gebäude über das Wärmenetz der Stadtwerke versorgt, weitere 100 Gebäude verfügen bereits über einen Wärmenetzanschluss und werden in den nächsten ein bis zwei Jahren ihre Heizanlage umstellen. Durch das Wärmenetz Rheinfelden wurden 2022 rund 1.500 Tonnen CO2 eingespart (dies entspricht dem jährlichen CO2- Ausstoß von rund 1.200 PWKs). Aktuell werden rund 1.000 Wohnungen, das Rathaus, alle Schulen in der Kernstadt und das Bürgerheim durch das Wärmenetz beheizt.

In diesem Jahr stehen umfangreiche Erweiterungen des Wärmenetzes an. Im Südwesten wird das Wärmenetz in Richtung Schwimmbad und in Richtung Fécampring erweitert und verdichtet. Im Nordwesten konzentrieren sich die Ausbauaktivitäten auf die Römerstraße und die Friedrich-Ebert-Straße. Mit der Anbindung und dem Start der Erschließung des Ortsteils Nollingen wird das Wärmenetz Rheinfelden erstmals über die Kernstadt Rheinfelden hinaus erweitert.

Hintergrundinformation
Das Wärmenetz der Stadtwerke Rheinfelden besteht seit 2015 und umfasst rund zwölf Kilometer Wärmeleitungen. Es versorgt zahlreiche Haushalte und kommunale Gebäude mit nachhaltiger Nahwärme. Im Bereich Grendelmatt baute Energiedienst im Jahr 2017 ein Nahwärmenetz für Liegenschaften der städtischen Wohnbau und weitere Anschlussnehmer auf. Dieses Netz wurde in den Folgejahren erweitert. Seit Dezember 2020 versorgt Energiedienst das Nahwärmenetz mit Abwärme aus den Produktionsprozessen des Rheinfelder Produktionsstandorts von Evonik.

Mit der Zusammenlegung erhöht sich die Redundanz und die Versorgungssicherheit. Zugleich wächst der Anteil an Abwärme im Netz, was wesentlich zu einer klimafreundlichen Versorgung beiträgt. Darüber hinaus können entlang der neuen Verbindungsleitung weitere Haushalte mit der nachhaltigen Wärme versorgt werden. Bereits jetzt beziehen mehrere Anschlussnehmer in Summe 570.000 kWh Wärme entlang der Verbindungsleitung.

Technische Daten des Nahwärmenetzes
Ab dem Jahr 2023 werden rund 12 Millionen kWh an die Abnehmer:innen geliefert. Die Wärmeversorgung erfolgt über zehn Einspeisepunkte. Zusätzlich zur Abwärme mit einer Leistung von 2 MW, welche seit Herbst 2022 fließt, betreiben die Stadtwerke vier hocheffiziente Blockheizkraftwerke und nutzen die Wärme von zwei Biomassefeuerungen. Als Ausfallreserve werden insgesamt elf Erdgaskessel vorgehalten, die nur bei extremer Kälte oder Störungen zum Einsatz kommen.

Das Netz von Energiedienst umfasst rund 42 Anschlussnehmer mit einer Gesamtabnahme von rund 3 Millionen kWh. Die Versorgung stellt Energiedienst seit 2020 durch die Abwärmeauskopplung von 5,2 MW Abwärme beim Industrieunternehmen Evonik sicher. Die Leistung stellt aktuell ein Vielfaches des tatsächlichen Bedarfs dar. Diese Wärmeleistung steht ganzjährig zur Verfügung. Mit überschüssiger Wärme erzeugt Energiedienst Strom mittels ORC-Technik (Organic Rankine Cycle) und nutzt diesen Strom größtenteils selbst. Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit hält Energiedienst zwei Gaskessel mit jeweils 850 kW vor.