Städtische Nachricht

Zentrale Enthärtungsanlage


Ausgangssituation

Klaus Rhode, Geschäftsführer der regioAqua, führte kurz und kompakt in die Thematik ein. Er erläuterte, dass im Bereich der Tiefbrunnen der Stadt die Wasserhärte bei 27 bis 28 Grad deutscher Härte liege. Laut dem Regelwerk des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) sei ab einer Härte von 20 Grad deutscher Härte eine zentrale Enthärtungsanlage wirtschaftlich. Dabei machte der Fachmann deutlich, dass auch mit einer zentralen Enthärtungsanlage das Wasser immer noch kalkhaltig sei. „Der Härtegrad sinkt von 27/28 Grad deutscher Härte auf 12/13 Grad“, so Rohde.

Einsparpotentiale

Grundsätzlich führt „weicheres“ Wasser zu weniger Kalkablagerungen und Korrosion, erhöht so die Lebensdauer von Geräten und Leitungen und senkt den Wartungsaufwand. Die durchschnittliche Einsparung liege, so die Berechnung, bei rund 0,50 Euro pro Kubikmeter. Je nach individueller „Geräteausstattung“ und Nutzungsverhalten könne man 1 Euro pro Kubikmeter zusätzlich sparen.

Wasserpreis

Diesem Einsparpotential stehen projektbezogene Kosten von 0,49 Euro pro Kubikmeter gegenüber. Die Investitionskosten für eine zentrale Enthärtungsanlage belaufen sich auf rund 7,5 Millionen Euro.

Unter Berücksichtigung der aktuellen und bereits geplanten Investitionsprojekte würde der Wasserpreis von aktuell 1,89 Euro bei einer Realisierung des Vorhabens in den kommenden Jahren voraussichtlich bis auf 2,36 Euro pro Kubikmeter im Jahr 2026 steigen.

Verfahren

„Für die Enthärtung würden wir das Verfahren der Schnellentkarbonisierung anwenden“, erläuterte Klaus Rhode. Dieses Verfahren sei seit mehr als 60 Jahren erprobt, im Vergleich zu anderen Verfahren weniger energieintensiv und dem Wasser würde nur Kalk entzogen, der an anderer Stelle wiederverwendet werden könne. Als Standort böte sich das Grundstück des stillgelegten Tiefbrunnen 2 an.

Fragerunde

In der anschließenden Fragerunde meldeten sich sowohl Befürworter als auch Gegner zu Wort. Befürchtungen, dass sich die Qualität des Trinkwassers durch eine zentrale Enthärtungsanlage verschlechtere, konnte der Fachmann von regioAqua zerstreuen. Im Gegensatz zu anderen Verfahren werden bei der Schnellentkarbonisierung dem Wasser keine Stoffe zugeführt. „Die Qualität des Trinkwassers wird von unabhängigen Laboren und dem Gesundheitsamt überwacht.“

Der Vorschlag eines Bürgers, das harte Wasser aus den Tiefbrunnen mit dem weicheren Wasser vom Dinkelberg zu mischen, sei zwar grundsätzlich gut, aber extrem aufwendig in der Realisierung und gerade in den Sommermonaten sei das Mischungsverhältnis aufgrund von Wasserknappheit nicht garantiert.

Mehrfach wurde in der Diskussion von Bürgern darauf hingewiesen, dass die dargestellte Kosteneinsparung geringer ausfalle, wenn man bereits in eine private Enthärtungsanlage investiert habe. „Das ist, solange ihre Anlage läuft, korrekt. Allerdings sinken auch bei ihnen die Betriebskosten, da das Wasser mit einem geringeren Härtegrad ankommt“, so Rhode.

Unter den Wortmeldungen gab es verschiedene Stimmen, die dafür plädierten, die Entscheidung jedem einzelnen zu überlassen. Der ehemalige Stadtrat Alfred Winkler brachte sogar einen „Bürgerentscheid“ ins Spiel. Die Stadt könne ja, ähnlich wie bei PV-Anlagen, private Enthärtungsanlagen mit einem gewissen Betrag fördern.

Zeithorizont

Auf die Frage, wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei, erläuterte der Leiter der Stadtwerke, Tobias Obert, dass sich der Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsplanungen erneut mit dem Projekt befassen werde.

Hintergrundinformation:

In Rheinfelden (Baden) sind die Stadtwerke für die Trinkwasserversorgung der Stadt zuständig und beliefern das Stadtgebiet jährlich mit rund 1,9 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Das Trinkwasser in Rheinfelden und den Stadt- und Ortsteilen stammt aus drei Tiefbrunnen und zwei Quellsammlern. Der restliche Bedarf im Gemeindegebiet wird zu rund einem Viertel durch den Zweckverband Dinkelberg abgedeckt. Das gesamte Versorgungsgebiet der Stadtwerke Rheinfelden (Baden) ist in drei Versorgungsbereiche aufgeteilt, die unterschiedliche Wasserhärten aufweisen. Von den Tiefbrunnen und Quellsammlern gelangt das Trinkwasser zu den acht Hochbehältern im Gemeindegebiet und von dort zu den gut 6200 Hausanschlüssen. Das gesamte Leitungsnetz Rheinfeldens hat eine Länge von über 180 Kilometern. Um die Versorgungssicherheit auch in Notsituationen gewährleisten zu können wurde eine Netzverbindung zwischen Rheinfelden (CH) und Rheinfelden (Baden) geschaffen, so kann ausreichend Trinkwasser von der Schweizer Nachbarstadt bezogen werden

Die Betriebsführung für die „Stadtwerke Rheinfelden (Baden)“ obliegt der 1997 gegründeten regioAQUA Gesellschaft für Wasser und Abwasser mbH. Sie ist zu je 50 Prozent im Besitz der bnNETZE GmbH und der Energiedienstgruppe.

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