Städtische Nachricht

Wirtschaftsgespräche


Podiumdiskussion

Dieser nahm den Titel „Gespräche“ wörtlich und lud zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Neue Innenstadtkultur 2.0 – Entwicklungen mit Corona“ ein.  Gäste der von Matthias Zeller geschickt moderierten Gesprächsrunde waren neben Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und dem Wirtschaftsförerer, Donato Acocella, Professor für Raumentwicklung an der Ostschweizer Fachhochschule, Stadtmarketingexperte Wolfgang Koch sowie Alexandra Mußler, Kreisvorsitzende der DEHOGA Bad Säckingen. Auch das Publikum war eingeladen, sich an der Diskussionsrunde zu beteiligen. Eingeführt in das Thema wurden die rund 150 Gäste von Lena Häsler, Handelsreferentin der IHK Hochrhein Bodensee, mit einem Impulsreferat.

Kein Get-together

Auf das normalerweise übliche „Get-together“ zum Abschluss der Veranstaltung mussten die Gäste leider auch in diesem Jahr noch verzichten. Eine kleine Stärkung wurde am Platz gereicht. Trotz dieser Einschränkung entwickelten sich in der Apéropause zahlreiche Gespräche „über die Sitzreihen“ hinweg.

Lob für Betriebe

Für die Durchführung der Wirtschaftsgespräche bekamen die Organisatoren bei der Begrüßung von Oberbürgermeister Klaus Eberhardt spontan Applaus. Das Stadtoberhaupt schilderte kurz die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Unternehmen durch die Pandemie. Er zeigte sich trotz der Einbußen erleichtert, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten seien. „Und dies ist ein Verdienst der Betriebe, die mit viel Kreativität auf die Krise reagiert haben und damit auch ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt haben“, so das Stadtoberhaupt.

Verlierer Innenstadt

Bevor Matthias Zeller seine Gäste auf die Bühne bat, stimmte Lena Häsler von der IHK Hochrhein Bodensee, die Anwesenden auf die Thematik ein. Sie beschrieb die Auswirkungen der Corona-Pandemie – ein, nach ihren Worten, in der Dimension bislang unbekannter Nachfrageschock – und schilderte das veränderte Konsumverhalten. Die Verlierer seien, so die Handelsreferentin, die Händler in der Innenstadt. Damit eine Innenstadt aber attraktiv sei, brauche es den Handel. Dieser müsse nun umdenken und neue Wege gehen, so Häsler.

Innenstädte im Jahr 2040

Wohin diese Reise führen könnte, wollte Moderator Matthias Zeller als erstes von den Teilnehmern wissen. „Wie stellen sie sich eine mittelgroße Stadt in Deutschland im Jahr 2040 vor?“, lautete seine Frage.

Alexandra Mußler sieht den Trend in Richtung „schneller Konsum“ und weg von Dienstleistungen ungebrochen, Wirtschaftsförderer Michael Meier dagegen das Wohnen in der Innenstadt auf dem Vormarsch. Eine Ansicht, die auch Oberbürgermeister Klaus Eberhardt teilt. Gleichzeitig sieht er aufgrund des Klimawandels mehr Grün und Wasser in den Innenstädten sowie eine stärkere Verknüpfung von Kultur und Einkaufen.

Nach Meinung von Donato Acocella, würde die Bedeutung des Handels als „Treiber der Innenstadt“ überbewertet. Er „prophezeit“ eine Rückentwicklung der Innenstädte zu „Orten der Demokratie“, bei deren Gestaltung den Kommunen eine wichtige Rolle zukomme. „Die Menschen suchen und brauchen Begegnungsmöglichkeiten.“ Die Innenstädte der Zukunft werden in seinen Augen völlig anders strukturiert sein. Freie Räume im Erdgeschoss ließen andere Nutzungen – beispielsweise Co-Working-Spaces, Kitas oder soziale Einrichtungen – zu.

Stadtmarketingexperte Wolfgang Koch geht dagegen davon aus, dass sich zwei unterschiedliche Stadt-Typen entwickeln werden: Auf der einen Seite reine Wohnstädte und auf der anderen Seite Städte mit einem attraktiven Handel.

Maßnahmen

Auf die Frage, „was kann der Handel tun?“, fand Donato Acocella sehr deutliche Worte. Mit Stadtmarketing – ein Instrument, das von Koch und Meier favorisiert wurde – erreiche man nichts. Die Akteure bräuchten Mut zur Klarheit und Wahrheit. „Viele werden sich daran gewöhnen müssen, dass wir sie nicht mehr brauchen“, so der Professor. Die Auffassung von Oberbürgermeister Klaus Eberhardt, dass bei der weiteren Entwicklung auch die Städte in der Pflicht seien, beispielsweise durch die Sicherung von Schlüsselgrundstücken, teilte der Experte.

Kurz und bündig

Mit der Aufforderung zum Abschluss kurz und knackig dem Handel eine Empfehlung mitzugeben, schloss die Podiumsdiskussion. Dabei gaben die Experten folgende Ratschläge: Stadtmarketingexperte Koch riet: „Such’ dir Verbündete und plane eine Strategie“. Donato Acocella forderte den Handel zur schonungslosen Selbstkritik auf: „Stellen Sie sich mal vor Ihren eigenen Laden und überlegen, ob Sie da einkaufen würden“. Das Stadtoberhaupt appellierte an den Unternehmergeist: „Seien sie Unternehmer“ und Alexandra Mußler sieht den Schlüssel zum Erfolg, „mit Herzblut dabei zu sein“. Michael Meier brach eine Lanze für das Qualitätsbewusstsein.