Städtische Nachricht

Integrativer Fortschritt oder Rückschritt?
Sozialausschuss 5.10.2020


Vorbild Mannheim

Auf Wunsch der Ausschussmitglieder stellte ein Vertreter des möglichen Trägervereins „Verein zur Errichtung und Erhaltung muslimischer Kindergärten e.V.“ das pädagogische Konzept sowie den Alltag in einer solchen Einrichtung vor. Dabei dient eine vor sechs Jahren in Mannheim gegründete muslimische Kita als Vorbild.

Eine mögliche Einrichtung in Rheinfelden soll in einem teiloffenen Konzept, das heißt die Kinder können teilweise ihre Beschäftigung selber wählen und teilweise finden feste Gruppenangebote statt, geführt werden. Der Anteil an Religionspädagogik, in dem es um die Vermittlung islamischer Riten und muslimischer Werte geht, betrüge rund 15 Prozent.

Deutsch und Muttersprache

„Auf den Erwerb der deutschen Sprache legen wir sehr viel Wert. Dabei ist es uns aber auch wichtig, dass die Muttersprache nicht vernachlässigt wird“, führte Faruk Sahin, Geschäftsführer des Vereins zur Errichtung und Erhaltung muslimischer Kindergärten e.V., aus. Auch wenn eine solche Einrichtung grundsätzlich allen Kindern offen stünde, zeige die Erfahrung aus Mannheim, dass fast ausschließlich muslimische Kinder eine solche Kita besuchten, so der Geschäftsführer.

Integrationsbeitrag

Gerade diese Tatsache bewegte die Gemüter viele Ausschussmitglieder. So dass im weiteren Diskussionsverlauf von vielen Seiten die Frage gestellt wurde, wo der Mehrwert einer solchen solitären muslimischen Einrichtung im Hinblick auf die Integration liege und ob eine solche „Insellösung“, wie es Sabine Hartmann-Müller bezeichnete, nicht eher einen integrativen Rückschritt darstelle.

Offene Diskussion

Fragen und Bedenken, die Amtsleiter Armin Zimmermann, als legitim bezeichnete. Genauso legitim und nachvollziehbar sei aber, in seinen Augen, der Wunsch der Eltern muslimischen Glaubens, nach einer Einrichtung, die ihre religiöse Prägung aufnimmt.

Gleichzeitig betonte er, dass eine solche Einrichtung nicht bedeute, dass zukünftig alle muslimischen Kinder nur in diese Kita gingen. „Angedacht sind zwei Ganztagsgruppen für Kinder über drei Jahren mit 40 Plätzen. Insgesamt leben aktuell rund 150 Kinder muslimischen Glaubens im Alter zwischen einem und sechs Jahren in Rheinfelden“, so Zimmermann.

Diskussion im Herbst

Bürgermeisterin Diana Stöcker bedankte sich für die offene Diskussion und bat auch weiterhin um einen offenen Umgang mit dem Thema. Über das Vorhaben werde, wie über alle anderen Kita-Vorhaben auch, in der Klausurtagung Ende November sowie im Zuge der Haushaltsberatungen weiter diskutiert. Denn auch wenn die Baukosten von der muslimischen Gemeinde getragen werden, muss die Stadt, wie bei allen anderen Trägern auch, einen bestimmten Anteil der Netto-Betriebskosten übernehmen. (Geschätzte Summe 288.000 Euro /Jahr)