Städtische Nachricht

Notversorgung mit Trinkwasser
Bau- und Umweltausschuss 15. 09.2020


Um eine dauerhafte stabile Versorgungssicherheit für die Kernstadt zu garantieren, sei die Versorgung über die Schweizer Schwesterstadt alternativlos, erklärte Klaus Rohde.

Neue Vereinbarung

Daher wurde die Vereinbarung an die heutigen Erfordernisse angepasst und bereits im Februar von beiden Seiten unterschrieben. Laut der neuen Vereinbarung ist ein maximaler Wasserbezug im Jahr von 800.000 Kubikmetern aus der Schweiz möglich, wobei pro Tag 2.200 Kubikmeter bezogen werden können. Der jährliche Wasserverbrauch von Rheinfelden liegt bei 1,4 Millionen Kubikmetern. Aus Hygienegründen, damit die Leitungen entsprechend „gespült“ sind -  müssen täglich 250 Kubikmeter abgenommen werden.

Für die gesteuerte Einspeisung des Schweizer Wassers in das Rheinfelder Netz ist ein entsprechendes „Einspeisebauwerk“ notwendig. Dessen Bau wurde einstimmig vom Bau- und Umweltausschuss genehmigt. Der Standort wird im Bereich der Hertener Straße / Eichbergstraße sein.

Enthärtungsanlage

Auch wenn das Schweizer Wasser sehr viel „weicher“ ist (15 dH) als das Wasser in der Kernstadt (26 dH), hat die Einspeisung keine Auswirkungen auf den Härtegrad. Dafür sei die Menge zu gering, erläuterte Klaus Rhode und dämpfte damit gleich die Hoffnungen.  Nur mit Hilfe einer zentralen Enthärtungsanlage könne der gewünschte Härtegrad von 12 dH erreicht werden.

Verfahren im Vergleich

In der Sitzung stellte der Ingenieur den Ausschussmitgliedern verschiedene Enthärtungs-Verfahren vor. Aktuell haben sich auf dem Markt drei Verfahren durchgesetzt: die Schnellentkarbonisierung, der Ionenaustausch mittels Kohlensäure und die Nanofiltration mit einer Membran zur zentralen Enthärtung des Wassers.

Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile. So führt die Schnellentkarbonisierung lediglich zur Karbonathärtereduktion und nicht zur Nitratreduktion. Bei den anderen Verfahren gibt es größere Wasserverluste und belastete Abwässer.

Schnellentkarbonisierung

Im Ergebnis sprach sich der Experte für das Verfahren der Schnellentkarbonisierung aus. „Dieses Verfahren ist seit vielen Jahren erprobt und es gibt nur noch eine geringe Kalkbildung“, so Rhode. Als möglichen Standort für eine solche zentrale Enthärtungsanlage brachte er den stillgelegten Tiefbrunnen 2 nördlich des Freibades ins Spiel.

Kosten

Auch bei den Kosten kann dieses Verfahren „punkten“. Mit 4,4 Millionen Euro hat das Verfahren die günstigsten Investitionskosten und mit 432.000 Euro die günstigsten Betriebskosten im Jahr. Hinzu kommen aber weitere 1,5 Millionen Euro für notwendige Anpassungen der Infrastruktur, die wiederum jährliche Betriebskosten von 120. 000 Euro zur Folge haben. Grob überschlagen würde sich für den Bürger der Wasserpreis deutlich verteuern: rund 0,39 Euro müssten auf den Kubikmeter aufgeschlagen werden. (Derzeit kostet der Kubikmeter 1,30 Euro.)

Versorgung hat Vorrang

Vor diesem Hintergrund erinnerte Klaus Rhode die Anwesenden daran, dass auch andere notwendige Investitionen, wie zum Beispiel der Neubau der Hochbehälter in Minseln und Eichsel mit Fallleitung, in naher Zukunft zu einer Verteuerung des Wasserpreises führen werden. „Im Moment ist für uns die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung die wichtigere Herausforderung“, gab der Fachmann zu.

Angesichts dieser Kosten sprach sich das Gremium gegen einen „Schnellschuss“ aus. Jetzt kenne man die Größenordnung und könne gegebenenfalls in den kommenden Jahren das Thema noch einmal aufgreifen.