Städtische Nachricht

Migration im Fokus


Bürgermeisterin Diana Stöcker (rechts) und Bundestagsabgeordneter Armin Schuster (links) mit dem Referenten Gerald Knaus (Mitte).

Dabei stellte Knaus – er war auch Vordenker des EU-Türkei Abkommens – zunächst die aktuellen Zahlen der Flüchtlingsbewegungen nach Europa vor und legte eindrücklich dar, wie sehr diese – etwa bei einer Flucht über das Mittelmeer nach Europa – von der europäischen Politik abhängen. Er rief dazu auf, Realitäten anzuerkennen und mit Blick auf die Asylverfahren eine europäische Lösung zu suchen: Dazu müssten einerseits bereits an den EU-Außengrenzen Verfahren vereinfacht werden und andererseits auch diplomatische Verabredungen mit den Herkunftsländern der Geflüchteten getroffen werden. Nur so seien schnelle Asylverfahren und Rückführungen überhaupt denkbar, so der Experte.
Er ist sich sicher, dass andernfalls die bereits vorhandenen Probleme verschärft werden, da Menschen ohne Bleiberecht ja weiterhin in den jeweiligen Kommunen verbleiben. 

Pragmatisch vorgehen

Knaus riet, pragmatisch vorzugehen und Menschen, die nicht straffällig geworden seien und deren Identität geklärt sei, Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Integrationskursen zu verschaffen. Scheiterten Abschiebungen doch momentan an den Herkunftsländern, die ihren Bürgern eine Wiedereinreise verweigerten. Als Beispiel nannte er etwa die Menschen aus Gambia, die rechtlich keinen Flüchtlingsstatus zugesprochen bekommen. „Hier muss die europäische Politik Abkommen, ähnlich dem EU-Türkei-Abkommen, mit anderen Staaten schließen“, so Knaus.

Diskussion nach Vortrag

Nach dem Fachvortrag diskutierte der Referent mit Bürgermeisterin Diana Stöcker, Armin Schuster, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Lörrach-Müllheim, und den anwesenden Besuchern über die Thematik. Dabei unterstützte Bürgermeisterin Stöcker die pragmatische Herangehensweise Knaus und erklärte: „Aus Sicht der Kommunen ist der knaussche Pragmatismus eine richtige Antwort auf die Realität vor Ort. Wir erleben die Auswirkungen einer fehlenden europäischen Asylpolitik. Sie hat zur Folge, dass viele Menschen, die zwar keine Bleibeperspektive haben, jedoch durch lange Verfahren jahrelang vor Ort leben, durch ihren Aufenthaltsstatus keiner Beschäftigung nachkommen dürfen. Dies führt zu Frust und Enttäuschung.“
 
Und auch Schuster betonte: „Gerald Knaus hat aus der europäischen Perspektive mehr als deutlich gemacht, dass die Mehrheit der Menschen sich eine Verbindung zwischen Empathie und Kontrolle wünscht. Ich unterstütze diese Haltung vorbehaltlos. Sie ist eine wichtige Richtschnur für uns Innenpolitiker. Wir brauche heute mehr denn je europäische Lösungen in der Asyl- und Migrationspolitik.“
 
Ähnlich äußerten sich auch Stimmen aus dem Publikum, die ebenfalls die Notwendigkeit einer europäischen Asylpolitik sahen.

Besuch vor Ort

Um sich einen Eindruck von der Situation der Geflüchteten vor Ort zu machen besuchte Knaus am Montag zudem das Haus für integratives Wohnen der Stadt Rheinfelden sowie die Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises Lörrach in der Löwenstadt.