Städtische Nachricht

Der Wald ist mehr als Summe seiner Bäume
Gemeinderat 22.10.2019


Blick in die Seele des Stadtwaldes


Wie sehr das Thema den Fraktionen am Herzen liegt, zeigen auch die verschiedenen Anträge zum Thema „Waldnotstand“, die in den vergangenen Wochen bei der Verwaltung eingegangen sind.
In einem eindrücklichen Vortrag gab der Fachmann einen Einblick in die „Seele“ des Rheinfelder Stadtwaldes.

2020: Defizit von 200.000 Euro


Um die Bilanz der Waldwirtschaft richtig einordnen zu können – die Prognose für das Betriebsergebnis 2020 beläuft sich auf ein Defizit in Höhe von rund 200.000 Euro -, rief Schirmer die Rahmenbedingungen in Erinnerung: „2018 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, gefolgt von einem wiederum sehr heißen Sommer.“ Die Folgen für den Wald: Trockenstress und Schwächung der Bäume. Dies wiederum spiele Schädlingen wie beispielsweise dem Borkenkäfer „in die Karten“, so Schirmer.

Preisverfall


Da es sich dabei um ein europaweites Phänomen handelt, befinden sich die Holzpreise aufgrund des Überangebotes an Holz im Keller und die Kosten für die Aufarbeitung steigen, da die entsprechenden Firmen „überausgelastet“ sind. „Dies sind keine guten Voraussetzungen für ein wirtschaftliches Ergebnis“, betont der Fachmann. In Rheinfelden seien bis jetzt rund 5.000 Festmeter Sturm- und Schädlingsholz angefallen. Dies entspricht einem direkten Verlust in Höhe von rund 600.000 Euro, hinzu kommen Folgekosten in derselben Höhe für die Wiederaufforstung.

Patient Wald


Den aktuell vielerorts geforderten klimaneutralen Umbau des Waldes, setzt Rheinfelden schon seit einigen Jahren um. Hier geht es unter anderem darum, Aufforstungen mit trockenresistenteren Baumarten wie beispielsweise der Eiche oder Douglasie durchzuführen. „Fichten und Buchen werden langfristig aus dem Waldbild verschwinden“, ist sich Schirmer sicher. Aber in Anbetracht des globalen Klimawandels sei der Umbau alternativlos.

Hoffen auf feuchtes Frühjahr


Die Entwicklung für das kommende Jahr lässt sich schwer vorhersagen, da sie weitgehend vom Witterungsverlauf im 1. Halbjahr abhängig ist. „Wenn es einen kühlen und feuchten Frühling gibt, dann kann die Entwicklung gebremst verlaufen, falls nicht, müssen wir mit einer rapiden Verschärfung der Situation rechnen“, erläuterte Bernhard Schirmer auf Nachfrage der Stadträte.

Mit ihrem einstimmigen Votum "für den Betriebsplan 2020" trotz des Defizits stärkten die Räte dem Forst den Rücken. Auch für sie ist der eingeschlagene Weg ohne Alternative.