Engagierte Stadt: Akteure vernetzen
19.02.2016
Mehr als 70 Bürgerinnen und Bürger folgten der spannenden Diskussionsrunde „Wie engagiert ist Rheinfelden?“. Alle Teilnehmer stimmten darin überein, dass Rheinfelden im Bereich des Ehrenamtes gut aufgestellt ist, dass es aber insbesondere im gemeinsamen Wirken der unterschiedlichen Akteure noch Entwicklungspotential gibt.
In seiner Begrüßung ging Oberbürgermeister Klaus Eberhardt auf die lange Tradition des bürgerschaftlichen Engagements in der Stadt ein. „In schwierigen Zeiten haben die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt immer wieder selbst die Initiative ergriffen“, so das Stadtoberhaupt. Mit Institutionen wie beispielsweise der Freiwilligenagentur hat man auch in den vergangenen Jahren sich neuen Herausforderungen gestellt. Das sei für ihn auch die Motivation gewesen, die Bewerbung des SAK Quartiers für die Stadt Rheinfelden für das Netzwerkprogramm „Engagierte Stadt“ zu unterstützen. „Wir wollen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern gemeinsam mit den Menschen dieser Stadt eine Vision entwickeln und diese Schritt für Schritt umsetzen.“ Als aktuell größte Herausforderung für das Ehrenamt sieht Eberhardt die demographische Entwicklung der Gesellschaft sowie die Integration der Asylbewerber.
Neue Entwicklungen
Der Basler Soziologieprofessor Ueli Mäder erläuterte in seinem Inputreferat die Bedeutung des Ehrenamtes für die Gesellschaft und ging auf neue Entwicklungen ein. „Heute sagen die Menschen offen, dass sie sich nicht nur aus reiner Selbstlosigkeit engagieren, sondern dies auch für sich tun“, so Mäder. Dies war früher nicht denkbar. Bedenklich sieht er die zunehmende „Ökonomisierung des Ehrenamtes“. Vermehrt würde das Geld dorthin fließen, wo es vordergründig „am meisten brächte“. Doch auch angesichts dieser Entwicklungen fürchtet der Soziologe nicht um das bürgerschaftliche Engagement. „Wir beobachten gleichzeitig ein wachsendes Bedürfnis, gerade auch bei jungen Menschen, aus freien Stücken soziale Bande zu knüpfen.“
Bevor die Diskussionsrunde mit vielen Vertretern aus der Rheinfelder „Ehrenamtsszene“ unter der Regie von Matthias Zeller, SWR, startete, regte die Theatergruppe tempus fugit mit ihrer Darbietung „Eine Werbekampagne für das Ehrenamt“ zum Nachdenken und Schmunzeln an.
Gesamthafte Betrachtung ist wichtig
In der Diskussionsrunde kamen viele Aspekte zur Sprache. Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass als Motivation neben dem Bedürfnis zu helfen der Faktor „Spaß machen“ ganz wichtig sei. Im Gegensatz zu früher müsse das Engagement in Raum und Zeit aber klar definiert und begrenzt sein. Gefordert wurde eine klare Trennlinie zwischen ehrenamtlichem Engagement und professionellen Hilfeleistungen. Eine Monetarisierung des Ehrenamtes wurde von allen Beteiligten abgelehnt. Allerdings wurde betont, dass es Anerkennung für den freiwilligen Einsatz nie genug geben könne – in der Gesellschaft, aber auch von Seite der Stadt. Aus dem Publikum wurde die Konkurrenz unter den verschiedenen Projekten angesprochen. Klaus Eberhardt betonte, dass es trotz allen Engagements für ein einzelnes Projekt immer den Gesamtblick für die Stadt brauche.
Dr. Thomas Leppert von der Robert-Bosch-Stiftung, die neben vier weiteren Stiftungen das Programm mitfinanziert, bescheinigte der Stadt Rheinfelden, dass sie gut aufgestellt sei. Entwicklungspotential sieht er vor allem im Bereich des vernetzten Arbeitens.
Informationen zum Programm „Engagiert Stadt“
Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gemeinsam mit fünf Stiftungen getragene Programm will das bürgerschaftliche Engagement stärken. Dabei liegt der Fokus auf dem Ausbau des gemeinsamen Wirkens unterschiedlicher Akteure vor Ort.
Das SAK Quartier erhielt Ende letzten Jahres den Zuschlag für die Stadt Rheinfelden und setzte sich dabei gegen mehr als 250 Mitbewerber durch. Bis Ende des Jahres finden noch verschiedene Veranstaltungen statt.