Städtische Nachricht

DDR – Mythos und Wirklichkeit
Ausstellung mit Vernissage eröffnet


Claudius Beck, Thomas Wolf, Andree Kaiser und Bürgermeisterin Diana Stöcker Zur Ausstellungseröffnung waren neben Bürgermeisterin Diana Stöcker und Kulturreferent Claudius Beck Thomas Wolf, Leiter des Regionalbüros Südbaden der Konrad-Adenauer-Stiftung, und Andree Kaiser, der selbst einen gescheiterten Fluchtversuch aus der DDR unternahm und eine dreijährige Haftzeit in der DDR erlebte, gekommen. Rund 30 interessierte Bürger nahmen an der Vernissage teil.

Bürgermeisterin Diana Stöcker Bürgermeisterin Diana Stöcker berichtete, wie selbst den 9. November 1989 erlebte: „Ich weiß noch genau, wie ich am Fernseher gebannt und zu Tränen gerührt verfolgte, wie Betonsegmente der Mauer geöffnet wurden und DDR-Bürger zu Fuß und in ihren Trabis und Wartburgs die Grenze passierten.“ Eigene Erfahrungen vom Leben in der DDR machte die Bürgermeisterin bei einem Verwandtschaftsbesuch 1979 schon als 9jährige Grundschülerin.

Thomas Wolf Die Bürgermeisterin wies darauf hin, dass gerade die junge Generation von dem Thema nur noch vage Vorstellungen habe, die DDR „nur noch vom Hörensagen kennt“. Daher sind solche Ausstellungen, die gerade an Schüler das schwierige Thema herantragen, besonders wichtig: „Sie sind ein gutes Hilfsmittel für Lehrer, mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen, über Demokratie und parlamentarisches System und schließlich über Freiheit zu diskutieren.“

Andree Kaiser Thomas Wolf bedankte sich, dass das Kulturamt die Möglichkeit eingeräumt hatte, die Wanderausstellung im Rathaus zu zeigen. „Eine Demokratie kann nur überleben, wenn genügend Leute bereit sind, für sie zu kämpfen“, so Thomas Wolf. „Das ist auch der Grund, warum es politische Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung gibt.“ Er verwies darauf, dass auf der Website ww.ddr-mythen.de zusätzliche Materialien für Schulen, passend zur Ausstellung, zur Verfügung stehen.

Andree Kaiser, der das Buch „Nur raus hier! 18 Geschichten von der Flucht aus der DDR. 18 Geschichten gegen das Vergessen.“ herausgegeben hat, las dann die Geschichte seiner Erfahrungen vor. Er berichtete von der Unzufriedenheit in der engen Gesellschaft der DDR. „Musik war uns wichtig, Alkohol und Zigaretten. Natürlich gab das Ärger“, so Andree Kaiser, der im Alter von 18 Jahren zusammen mit einem Freund die Flucht probierte.

Der Fluchtversuch scheiterte und Andree Kaiser landete in den Klauen der Staatssicherheit der DDR, die ihn von Prag zurück nach Ostberlin überführte. „Im Falle eines Fluchtversuchs werden wir schießen, informierte uns ein Anzugträger“, erzählte Andree Kaiser. Der Gefängnisaufenthalt war hart für ihn, besonders die zweimonatige Einzelhaft. „Zelle 108 ein kleiner Raum ohne Fenster, nur ein paar Glasbausteine.“ Aber seine trotzige Haltung behielt er bei und wollte seinen Willen nicht brechen lassen.

Er berichtete von Schlägen durch Wärter und Willkür gegenüber den Häftlingen: „Gewalt ging von den Wächtern aus.“ Trotzdem lehnte er auch nach der Haft jeden Versuch der Wiedereingliederung ab. Eines Tages kam dann der Bescheid, dass die Ausreise genehmigt und gleichzeitig seine Staatsbürgerschaft aberkannt worden sei. Im Westen konnte er dann der Tätigkeit als Fotograf nachgehen, was ihm zuvor verwehrt worden war. Mittlerweile ist er sogar mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden.

An die Lesung des Zeitzeugen schloss sich eine kurze Diskussion über das Thema an, bei der Andree Kaiser auch davon berichtete, als er in seine Stasi-Akten Einsicht genommen hatte: „Was ich in der Stasi-Akte las, war teilweise einfach nur unfassbar banal.“ Die Wende selbst bedeutete ihm emotional nur wenig, obgleich er in der Bornholmer Straße dabei war, aber er konzentrierte sich damals auf seine Arbeit als Fotograf, obgleich er das Geschehen als wichtiges historisches und emotionales Ereignis begriff.

Die Wanderausstellung „DDR – Mythos und Wirklichkeit. Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte“ kann noch bis zum 14. Dezember, montags bis donnerstags von 9.00 bis 17.00 Uhr und freitags von 9.00 bis 13.00 Uhr sowie zu Veranstaltungen im Bürgersaal, besucht werden. Der Eintritt ist kostenfrei. Veranstalter ist das Kulturamt Rheinfelden (Baden).