Städtische Nachricht

Geschichte der städtebaulichen Entwicklung
Besondere Stadtführung über den inneren Grünring


Station bei der Volkshochschule Mehr als 30 interessierte Bürger versammelten sich am Treffpunkt vor dem Rathaus, wo sie von Stadtführerin Ulrike Maunz begrüßt wurden. Unter den Teilnehmern an der Führung waren auch Brigitte Rüedin, Vizestadtammann von Rheinfelden (CH), und Daniel Vulliamy, Leiter Stadtmarketing und Tourismus in Rheinfelden (CH). Die Schweizer Schwesterstadt ist Partner bei der Entente Florale. Von badischer Seite nahmen Ursula Philipps, Leiterin der Stadtplanungs- und Umweltabteilung, sowie Gabriele Zissel vom Stadtmarketing teil.

Rund 30 Interessierte machten die Stadtführung über den inneren Grünring mit. „Unsere Stadtführer haben für das Jahr der Entente Florale eine spezielle Stadtführung entwickelt“, so Gabriele Zissel. „Der innere Grünring ist aber so groß, dass man ihn nicht bei einer Führung begehen kann, deshalb machen wir heute die West-Führung und im Herbst folgt dann die Ost-Führung.“ Ulrike Maunz stieg daraufhin auch gleich in das Thema ein: Die städtebauliche Entwicklung Rheinfeldens seit der Gründung bis heute und die darin inbegriffene Entwicklung des inneren Grünrings.

Station im Herbert-King-Park Historisch stellt es sich so dar, dass das Gebiet beiderseits des Rheins bis 1801 unter einheitlicher habsburgischer Verwaltung stand. Auf Schweizer Rheinseite lag die alte Zähringerstadt Rheinfelden, während auf badischer Seite Ackerland und Weinberge für die dortige Bevölkerung waren und vereinzelte kleinere Ortschaften wie Warmbach oder Nollingen existierten. „Hier am Kirchplatz, wo wir stehen, gab es nichts außer Wiesen und Feldern“, so die sympathische Stadtführerin, die es verstand die Teilnehmer auf der gut zweistündigen Führung für die Historie der Stadt zu begeistern.

Ulrike Maunz Die ältesten Häuser des heutigen Rheinfeldens entstanden im 19. Jahrhundert, etwa das Höllhoge-Haus oder das Haus Salmegg. Es folgten das Zollgebäude und das Bahnhofsgebäude, von dem aus die Kurgäste mit Kutschen in den Schweizer Kurort gebracht wurden. In den 1890ern siedelte sich die Seidenweberei am Bahnhof an und dort entstand daraufhin wie am Zollgebäude eine kleine Siedlung. In Folge des Baus des ersten europäischen Wasserkraftwerks, der vornehmlich durch Emil Rathenau vorangetrieben wurde, siedelte sich weiterhin die erste deutsche Aluminiumhütte sowie chemische und elektrochemische Industrie am Rhein an.

Grünplanerin Ursula Philipps (vorne) Es kam zu einem rasanten Bevölkerungswachstum. 1895 lag die Bevölkerung in den neuen Siedlungen noch bei rund 200 Menschen, während es 1905 schon mehr als 2900 waren. „Das war ein bisschen wie im Wilden Westen“, so Ulrike Maunz. „Es gab 14 Gaststätten, große Wohnungsnot und einen massiven Männerüberschuss.“ Die Stadtentwicklung ging völlig unstrukturiert vonstatten, da die Industrie baute wie sie wollte und kein Stadtzentrum vordefiniert wurde. Die Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR) betrieben damals auch eine Landpolitik, die die Ansiedlung neuer Industriebetriebe vorsah, denen dazu billig Land veräußert wurde. Trotz dieser schwierigen Startbedingungen gelang es dennoch ein Stadtzentrum zu entwickeln, dem das heutige noch entspricht.

Gabriele Zissel vom Stadtmarketing Die Innenstadt dehnte sich bis zur Hardtstraße aus. Die einzige Siedlung außerhalb des Innenstadtbereichs war bis nach dem Zweiten Weltkrieg, die nördlich gelegene so genannte Siedlung, die schon in den 1930er Jahren entstand. Hier zeigt sich auch deutlich ein radikaler Wandel im Städtebau. Vor dem Krieg baute man Einzel-, Doppel- oder Reihenhäuser mit großen Gärten, die zur Selbstversorgung dienten. Nach dem Krieg wurden Mehrfamilienhäuser und Wohnblocks errichtet, die nur noch spärliches Grün vorwiesen.

Historischer Stadtplan Anfang des 20. Jahrhunderts Die städtebauliche Entwicklung wurde erst im Jahr 1959 strukturierter als ein Flächennutzungsplan erstellt wurde, maßgeblich beeinflusst durch das in Rheinfelden sehr aktive Architekturbüro Rittweger-Behrle. Der heutige innere Grünring orientiert sich auch an diesen Ideen. Das Büro Rittweger-Behrle plante einen Grüngürtel, der nur kulturelle und soziale Einrichtungen beinhalten sollte und gleichzeitig verschiedene Grüngebiete vom Adelberg bis zum Dinkelberg verbinden sollte. Dieser Grüngürtel wurde nicht durchweg realisiert, aber der innere Grünring spiegelt mit den verschiedenen Schulen und dem Bürgerheim die Pläne des Büros wider.

Zum 80. Geburtstag des früheren Bürger- und Oberbürgermeisters wurde der Bürgerheimpark in Herbert-King-Park umbenannt. Ulrike Maunz informierte weiterhin über die Entwicklungen des Bürgerheims, des Herbert-King-Parks, der Gewerbeschule, des Georg-Büchner-Gymnasiums, des Abenteuerspielplatzes in der Maurice-Sadorge-Straße und des Hauptfriedhofs, der ebenfalls als ein Gesamtkunstwerk vom Büro Rittweger-Behrle weiterentwickelt wurde, als Teil des inneren Grünrings. Das Friedhofstor ist als Verlängerung der Hebelstraße zu sehen, die in einem Innenhof vor der Einsegnungshalle endet. Der eigentliche parkähnliche Friedhofsbereich beginnt erst danach.

Historischer Stadtplan aus den 1950ern Ausführlich erläuterte Ulrike Maunz auch die Entwicklungen um die westlich der Stadt gelegenen Kiesgruben, wo heute mehr als 4 Hektar Biotope realisiert wurden und sich andere Nutzungen wie der Kulturpark Tutti Kiesi oder das Hügelbiotop mit dem Grünen Klassenzimmer angesiedelt haben. Die ehemalige Metzgergrube wird im Rahmen der Entente Florale derzeit als Erholungsraum für die Bevölkerung entwickelt. Die Bürgerstiftung Rheinfelden, die sich dem Thema angenommen hat, hat schon mehr als 150 Vorschläge für eine zukünftige Nutzung des Areals gesammelt. Zum Abschluss waren alle Teilnehmer noch zum gemütlichen Apéro bei bestem Sonnenwetter eingeladen.
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