Ministerialdirektor des Ministeriums für Integration zu Besuch
Die Stadt Rheinfelden (Baden) will Förderprogramm beantragen
09.12.2013
Ebenfalls anwesend waren die beiden Geschäftsführer des SAK Lörrach, Dr. Jürgen Rausch und Christoph Zaccheus-Hufeisen, sowie Günther Schmidt vom SAK und Quartiersmanagement der Sozialen Stadt, Cornelia Rösner, Leiterin des Amtes für Familie, Jugend, Senioren und Soziales, und Bürgermeister Rolf Karrer. „Integration hat schon immer unsere Stadt bestimmt“, erläuterte der Oberbürgermeister anhand der noch jungen Geschichte von Rheinfelden (Baden). Durch die Industrialisierung und die damit verbundenen Arbeitsplätze war die Stadt schon immer multikulturell geprägt. Rheinfelden könne über 100 Nationalitäten vorweisen und damit auch sehr viele verschiedene Sprachen. Deswegen gibt es hier vor Ort bereits ein buntes Potpourri an verschiedenen Integrationsprojekten, bei denen die Stadt von verschiedenen Partnern mit deren Sozialkompetenz unterstützt wird. Auch bekenne sich Rheinfelden zu seiner Asylantenunterkunft und sei dabei, eine neue Form der Unterbringung zu finden. Prof. Dr. Hammann begrüßte dies im Hinblick darauf, dass das Land Baden- Württemberg pro Jahr ca. 14.000 Flüchtlinge unterzubringen habe. Da Karlsruhe als bisher einzige Erstaufnahmestelle am Überlaufen sei, strebe man eine zweite Erstaufnahmestelle und auch dezentrale Unterbringungen an.
Cornelia Rösner und Günther Schmidt stellten die umfangreiche Integrationsarbeit vor, wie es sie seit mehreren Jahren in Rheinfelden gibt. „Rheinfelden ist bunt, aber dieses Bunte ist auch bereichernd“, meinte Cornelia Rösner und erläuterte die Projekte, wie z.B. den Stadtteiltreff Pfiffikus, der 2006 geschaffen wurde, den Bewohnerbeirat Oberrheinfelden, der sich um die Menschen in diesem Stadtteil kümmert, den Treffpunkt Gambrinus, in dem es viele regelmäßige Veranstaltungen und Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Da 38 Prozent der ausländischen Bevölkerung Rheinfeldens Kinder sind, sei Bildung und Sprache der Schlüssel zur Integration. Deswegen wird schon in den gut 20 freien und kirchlichen Kindertageseinrichtungen Sprachförderung angeboten. „Wir wollen Menschen mit Migrationshintergrund motivieren, sich an den Projekten aktiv zu beteiligen“, meinte Günther Schmidt und nannte das Beratungscafé einen Stützpfeiler der Integrationsarbeit. Dort finden in zehn Sprachen bis zu 400 Beratungsgespräche pro Jahr statt. Durch das Modellvorhaben Stadtmitte-Ost sind bereits 39 Projekte mit 14 Trägern entstanden von denen 22 direkt für Migranten angeboten werden. Bisher haben über 3000 Menschen daran teilgenommen, davon fast 2000 in Integrationsprojekten. Es gibt relativ viele Migranten, die sich schon aktiv ehrenamtlich engagieren, so z.B. in der Ganztagesgrundschule Goetheschule als Integrationslotsen. Eine der Aufgaben dieser Integrationslotsen ist es z.B. bei Elterngesprächen als Dolmetscher zu fungieren. Ein weiteres Projekt ist der „Mehrsprachige Bücherwurm“ in der Stadtbibliothek. Dieses Projekt unterstützt die muttersprachliche Kompetenz von Migrantenkindern. Verschiedene Kinderbücher werden in Deutsch und in einer Fremdsprache vorgelesen. Der integrative Ansatz des Projekts dient der Lese- und Sprachförderung sowie der interkulturellen Begegnung.
Auch im Hinblick auf den demografischen Wandel und den drohenden Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel muss vermehrt Integration betrieben werden, betonte Dr. Jürgen Rausch. Aber die aufnehmende Gesellschaft müsse auch mitgenommen werden und die Hürden in den Köpfen gälte es abzubauen. „Kompetente Leute, soziale Partner und gute Netzwerke haben wir vor Ort und wir stellen unseren Förderantrag“, äußerte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt das Interesse der Stadt am Förderprogramm des Ministeriums für Integration. Als Gastgeschenk überreichte er anschließend einen Bildband über Rheinfelden mit persönlicher Widmung und Prof. Dr. Hammann versprach, dass er wieder käme. „Sie haben mich neugierig gemacht auf Rheinfelden.“
Im Anschluss lud Oberbürgermeister Klaus Eberhardt noch zu einem Besuch in die Stadtbibliothek ein, um die Gelegenheit zu nutzen, sich eines dieser Integrationsprojekte vor Ort anzusehen. Der „Mehrsprachige Bücherwurm“ war gerade in vollem Gange und Prof. Dr. Hammann zeigte sich beeindruckt von der vielfältigen Integrationsarbeit in Rheinfelden: „Das Entscheidende ist, dass man sich begegnet. Dann ist vieles möglich.“