Städtische Nachricht

Wir müssen aufhören, Energie zu verprassen!
Dialogforum zur Energiewende im Bürgersaal


Minister Peter Friedrich Der Europaminister Baden-Württemberg Peter Friedrich hatte die Initiative ergriffen und zusammen mit der in Waldshut-Tiengen ansässigen Hochrheinkommission und dem Euro-Institut zu dem Forum eingeladen. In den Bürgersaal waren rund 150 interessierte Franzosen, Schweizer und Deutsche aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gekommen. „Die Zahl der Gäste spiegelt die Bedeutung des Themas wider“, so Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer bei der Begrüßung. „Ich freue mich sehr, dass mit Ulrich von Weizsäcker ein echter Vordenker für das Thema zu uns sprechen wird.“

Landrätin Marion Dammann, Europaminister Peter Friedrich, Ulrich von Weizsäcker, Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer Die Regierungspräsidentin verwies darauf, dass der Club of Rome schon 1972 eine Studie veröffentlicht hatte, die davor warnte, dass die absoluten Wachstumsgrenzen innerhalb von 100 Jahren erreicht sein würden, wenn nicht Maßnahmen beim Bevölkerungswachstum, der Umweltverschmutzung und dem Rohstoffabbau ergriffen werden würden. „Schon 40 Jahre später ist das ein brandaktuelles Thema geworden“, so Bärbel Schäfer.

Bärbel Schäfer Baden-Württemberg hat sich für die Energiewende ehrgeizige Ziele gesetzt, die allerdings europaweit gelöst werden müssen. Für die erfolgreiche Umsetzung braucht das Bundesland regionale und internationale Partner. Zusammen mit Franzosen und Schweizern ist man entlang der baden-württembergischen Außengrenze in den Kooperationsräumen am Oberrhein, Hochrhein und Bodensee organisiert und thematisiert dort auch aktuelle Fragen zur Energiewende.

Marion Dammann  Landrätin Marion Dammann, die auch Präsidentin der Hochrheinkommission ist, erklärte, dass „alle auf einem guten Weg sind, aber trotzdem viel voneinander lernen können“. Die Hochrheinkommission übernimmt gerne die Brückenfunktion zwischen den drei Kooperationsräumen Hochrhein, Oberrhein und Bodensee, die mit der Trinationalen Metropolregion Oberrhein und der Internationalen Bodenseekonferenz sich ebenfalls an dem Dialogforum beteiligten.

Ulrich von Weizsäcker Anschließend hielt Ulrich von Weizsäcker seinen aufrüttelnden Vortrag, der scharf die globale Untätigkeit angesichts des Klimawandels und der daraus resultierenden Bedrohungen für die Menschheit angriff. Deutschland nimmt für Ulrich von Weizsäcker eine Vorreiterrolle ein, da aufgrund des Erneuerbare Energien Gesetzes die Zahl der Stromerzeuger von 500 auf 1.000.000 angewachsen ist. „Seit den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima wissen wir auch, dass die Kernenergie keine Antwort beim Klimawandel ist“, so Ulrich von Weizsäcker. „Vor allem da die Vorräte noch weniger als beim Erdgas reichen.“

Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Bürgermeister Rolf Karrer Ulrich von Weizsäcker verdeutlichte, dass ein aus der Erderwärmung resultierender Anstieg des Meeresspiegels eine Milliarde Menschen weltweit bedrohen und katastrophale Auswirkungen für den Rest bedeuten würde, aber trotzdem die Klimapolitik stagniert. „Warum ist das so? Weil die CO2-Intensität steht in direkter Korrelation mit der Wirtschaft und Wirtschaftserfolg steht für Wohlstand“, so Ulrich von Weizsäcker. Die Lösung dieses gordischen Knotens sieht Ulrich von Weizsäcker nur darin, dass willige Länder vormachen, dass man reich und CO2-arm sein kann, dann würden die Entwicklungsländer und die USA schon folgen.

Dialogforum "Gemeinsam für die Energiewende" im Bürgersaal Deutschland hat mit dem Ausstieg aus Atomkraft und Kohle eine weltweite Vorreiterrolle. Das Wort Energiewende hat es längst als Lehnwort ins Englische geschafft. Allerdings ist es mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien alleine auch nicht getan, da sich hier neue Konflikte auftun: Maismonokulturen, Windräder und Schäden durch Geothermie-Bohrungen wie in Staufen rufen längst die Umweltschützer und besorgte Bürger auf den Plan. „Es hat alles Grenzen“, so Ulrich von Weizsäcker. „Wir müssen lernen, weniger Energie im Wohlstand zu verbrauchen. Wir verprassen Energie ohne Ende, das muss aufhören.“

Matthias Möller, Erika Höcker, Alberto Isenburg und Joachim Beck Dem Vortrag von Ulrich von Weizsäcker schloss sich der Dialog von Erika Höcker, Matthias Möller und Alberto Isenburg von den drei Kooperationsräumen an. Die Moderation übernahm Joachim Beck. Das Publikum wurde mit einbezogen und stellte durchaus auch kritische Fragen. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt wollte beispielsweise wissen, warum es nicht grenzübergreifende Projekte gibt, mit dem Ziel sich bei der Speicherung von Energie zu unterstützen oder Energieüberschüsse auszutauschen. „Die Energiewende ist einer der politischen Schwerpunkte unserer Landesregierung“, so Minister Peter Friedrich bei seiner abschließenden Rede. „Baden-Württemberg will bis zum Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 38 Prozent steigern. Hierfür benötigen wir den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Steigerung der Energieeffizienz und eine effiziente Netzinfrastruktur.“
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