Städtische Nachricht

Klimabeirat meets Gemeinderat


Lob und Anerkennung

Sowohl für die fokussierte Vorbereitung als auch die Maßnahmen selbst gab es von allen Fraktionen viel Lob und Anerkennung. Die einzelnen Maßnahmen werden in den kommenden Wochen und Monaten noch ausführlich in den verschiedenen Gremien diskutiert werden. Ziel ist es, für die Umsetzung entsprechende Gelder im kommenden Haushalt bereit zu stellen.

Klimaschutsofortprogramm

Mit der Fokussierung auf kurzfristig umsetzbare Klimaschutzmaßnahmen unterstrich der Klimabeirat in dieser ersten Phase der Zusammenarbeit, dass es „5 vor 12“ ist. Es ginge nicht darum, von Rheinfelden aus die ganze Welt zu retten, wie Oberbürgermeister Klaus Eberhardt bei der Begrüßung verdeutlichte, sondern vielmehr um die Frage, was können wir ganz konkret in Rheinfelden machen.

In drei Plenumssitzungen und mehreren kleineren Arbeitstreffen haben die 29 Mitglieder des Klimabeirates gemeinsam mit Vertretern der Verwaltung elf „Sofort-Maßnahmen“ in den Themenfeldern Stadtentwicklung, Energie, Mobilität sowie nachhaltiges Wirtschaften und Arbeiten entwickelt. Diese wurden nun erstmalig den Stadträten vorgestellt.

Stadtentwicklung

Mit Blick auf die sogenannten „Quick Wins“ hat sich die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung auf Maßnahmen zur Klimawandelanpassung konzentriert. Sie schlägt als ersten Schritt eine „temporäre Klimaoase am Friedrichplatz“ vor. Dieser ist mit 1.600 Quadratmetern eine der größten versiegelten Flächen und zählt laut der Stadtklimaanalyse zu den am stärksten ausgeprägten urbanen Wärmeinseln in Rheinfelden.

Mit Kübelpflanzen und Pflanzkisten und ggf Wasserelementen soll in den Sommermonaten auf dem Platz eine Grüninsel entstehen. Gleichzeitig will die Gruppe die (zunächst) temporäre Installation nutzen, um die Bevölkerung zu informieren und zu sensibilisieren. Angedacht sind auch diverse Gieß- und Pflegepatenschaften. Die Maßnahme soll unter anderem die thermische Belastung in der Stadt reduzieren und so die Lebensqualität verbessern und gleichzeitig das Miteinander stärken. Wenn es nach den Klimabeiräten geht, dann soll schon in diesem Sommer ein erstes kleines Pilotprojekt starten.

Energie

Große Potentiale für die lokale Wärmewende sieht die Arbeitsgruppe Energie im Ausbau des Fernwärmenetzes sowie im Photovoltaik-Ausbau. Dabei komme gerade bei Letzterem der Aktivierung der privaten Akteure eine große Bedeutung zu, so der Gruppensprecher. Daher ist das Herzstück der vorgeschlagenen „PV Offensive“ auch eine entsprechende Informationskampagne mit verschiedenen Bausteinen wie beispielsweise eine Solarkataster-Analyse, die Bildung einer Einkaufsgemeinschaft „für bessere Preise“, der Einsatz von PV-Energiebotschaftern oder die Gründung eines PV-Stammtischs. Die Offensive soll dazu beitragen, das bislang nicht ausgeschöpfte Potential beim Ausbau der Solarenergie in Rheinfelden zu heben. Denn von 6.132 Wohngebäuden haben bislang nur 791 eine PV Anlage, so die Gruppe.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Entwicklung einer dezentralen Lösung zur regenerativen Wärmeversorgung der Ortsteile („Ortsteilversorgungskonzepte“). Denn Tatsache sei, dass eine Ausweitung des städtischen Nahwärmenetzes beispielsweise bis auf den Dinkelberg unrealistisch sei, so die Gruppenmitglieder. Daher müsse man hier nach anderen Lösungen suchen.

Mobilität

In Rheinfelden stellt der Verkehrssektor die zweitgrößte CO2-Emissionsquelle nach dem verarbeitenden Gewerbe dar. Aus Sicht der Mitglieder der Arbeitsgruppe Mobilität besteht insbesondere hinsichtlich der Förderung des Radverkehrs sowie von Sharing-Angeboten Handlungsbedarf in der Stadt. Um die Nutzung des Fahrrads für Alltagsfahrten interessanter zu machen, macht sich die Gruppe in einem ersten Schritt für die Einrichtung von zwei Fahrradstraßen (mit zugelassenem Autoverkehr) stark. Diese sollen eine durchgängige und sichere Radverbindung zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen ermöglichen. Konkret schlägt die Gruppe dafür die Karl-Fürstenberg-Straße in Weiterführung über den Schwarzen Weg in Richtung Oberrheinfelden, Beuggen vor sowie die Werderstraße in Richtung Schwimmbad und Herten.

Damit auch noch mehr Schülerinnen und Schüler auf das Fahrrad umsteigen, möchte die Gruppe das Projekt „Fahrradfreundliche Schulen“ lancieren. Dazu gehören unter anderem die Installation von Fahrradabstellplätzen sowie die Weiterentwicklung des Fahrrad-Schulwegplans. Mit rund 3.000 Schülerinnen und Schülern sieht die Gruppe hier großes Potential.

Unter dem „Sharing-Aspekt“ möchten die Mobilitäts-Klimabeiräte verschiedene „Auto-Alternativen“ im Sinne von Mitfahrangeboten prüfen und auch das Carsharing-Angebot in den Ortsteilen ausweiten.

Nachhaltiges Wirtschaften und Arbeiten

Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe beschäftigten sich mit der zentralen Frage, welchen Beitrag die lokale Wirtschaft zum Klimaschutz leisten kann. Im Hinblick auf schnell umsetzbare Maßnahmen entwickelte die Gruppe zwei Vorschläge: die Gründung eines regionalen Energiemarktplatzes sowie den Ausbau des E-Flottenangebotes für Pendlerinnen und Pendler. Wie der Gruppensprecher erläuterte, sei der Grundgedanke des Energiemarktplatzes, dezentrale Energieversorgungslösungen virtuell in einem regionalen Energiemarktplatz zu bündeln, an dem Rheinfelder Unternehmen sowohl als Erzeuger von Energie als auch Verbraucher teilhaben. So könnte der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden.

Um den 5.500 Einpendlern eine attraktive Alternative zum Auto anzubieten, schlägt die Gruppe den Auf- und Ausbau einer E-Flotte (E-Bikes und/oder E-Tretroller) am Bahnhof vor, die exklusiv von Mitarbeitenden der in den Gewerbegebieten ansässigen Unternehmen genutzt werden kann.

Erste Reaktionen

Nach ihrem Rundgang und der Diskussion mit den Klimabeiräten gaben die Fraktionen in einer „Ad-hoc-Stellungnahme“ ihre erste Einschätzung der vorgeschlagenen Maßnahmen ab. In ihren „Spontan-Reaktionen“ zeigten sich alle Fraktionen von den Vorschlägen sehr angetan. Besonders die Bedeutung der dezentralen Energie-Versorgungskonzepte für die Ortsteile wurde dabei hervorgehoben. Die Schaffung eines regionalen Energiemarktplatzes sei, so die Redner, ein sehr ambitioniertes Ziel.

Aufbruchstimmung

Oberbürgermeister Klaus Eberhardt dankte allen Anwesenden für den konstruktiven Dialog. „Ich habe heute Abend viel Akzeptanz und Zuversicht gespürt. Lassen sie uns dies in die weiteren Diskussionen mitnehmen“, appellierte das Stadtoberhaupt.

Auch wenn mit der Vorstellung des Klimaschutzsofortprogramms eine erste Zäsur in der Arbeit des Klimabeirats erreicht ist, geht die Arbeit für die Klimabeiräte weiter. Wie die städtische Klimaschutzmanagerin Tabea Lerch erläuterte, werden sich die Mitglieder in der zweiten Phase nun verstärkt mit strategischen Maßnahmen und Meilensteinen auseinandersetzen.

Hinweis: Der umfassende Arbeitsbericht mit allen elf Maßnahmen wird in Kürze als PDF zur Verfügung gestellt.

^
Download