Städtische Nachricht

Zukunft der Recyclinghöfe


Rund 70 Bürgerinnen und Bürger diskutierten mit dem Landkreis die Zukunft der Recyclinghöfe.
Konzept

Sowohl die Betriebsleiterin als auch Oberbürgermeister Klaus Eberhardt machten zu Beginn der Informationsveranstaltung deutlich, dass noch nichts entschieden sei. Die zweistündige Informationsveranstaltung, in der die rund 70 Bürgerinnen und Bürger ausreichend Zeit für Fragen hatten, verlief insgesamt sehr sachlich – trotz des hochsensiblen Themas.

Ist-Zustand

Aktuell gibt es im Landkreis Lörrach zehn Recyclinghöfe. Für jede Gemeinde ist ein Hof im Umkreis von 20 Kilometern erreichbar. Die jeweiligen Einzugsgebiete sind dabei aber unterschiedlich groß. Nur in Rheinfelden gibt es zwei Recyclinghöfe.

Angesichts großer Unterschiede in der Wirtschaftlichkeit (die Kosten pro Tonne angelieferter Abfälle bewegt sich zwischen 102 bis 32 Euro) sowie dringend erforderlicher Investitionen in eine kundenfreundliche Anlieferungs- und Entsorgungsstruktur (nur der Recyclinghof in Herten erfüllt aktuelle Anforderungen) habe man die bestehenden dezentralen Strukturen auf den Prüfstand gestellt, erklärt die Leiterin der Abfallwirtschaft. Wichtigste Kriterien seien dabei die Wirtschaftlichkeit, ökologische Aspekte sowie die Kundenfreundlichkeit. „Ich verrate ihnen kein Geheimnis, wenn ich ihnen sage, dass je nach Gewichtung der einzelnen Kriterien ein anderes Ergebnis herauskommt“, so Bienroth. Die Gewichtung sei schlussendlich Aufgabe der Politik.

Zentralisierung

Auf Grundlage der erhobenen Daten sieht das Konzept des Landkreises eine Reduzierung von zehn auf sechs Standorte vor. Zur Disposition stehen dabei die Höfe in Rümmingen, Rheinfelden-Stadt, Steinen und Zell. Der Wegfall soll durch erweiterte Öffnungszeiten bei den verbleibenden Recyclinghöfen sowie den Einsatz moderner Steuerungsinstrumente (Stichwort: Digitalisierung) kompensiert werden.Selbst bei einer solchen Reduzierung hätten, wie die Betriebsleiterin erläuterte, alle Gemeinden und Ortsteile einen Recyclinghof in einer Entfernung von maximal 20 Kilometern, 80 Prozent der Bevölkerung sogar in zehn Kilometern.

Für den Wegfall des Hofes in Rheinfelden Stadt spräche, die zu kleine und nicht erweiterbare Fläche, die Nähe zu Herten (Entfernung fünf Kilometer) sowie die problematische Anlieferungssituation, die immer wieder zu massiven Beschwerden der benachbarten Betriebe führe. Wenn dieser „Zentralisierungs-Vorschlag“ im Kreistag eine Mehrheit findet, dann soll das Konzept bis 2043 umgesetzt werden.

Diskussionsrunde

In der anschließenden Diskussions- und Fragerunde brachten die anwesenden Bürgerinnen und Bürger ihre Bedenken vor. Am größten ist die „Furcht“ vor einer Zunahme der illegalen Müllentsorgung sowie vor langen Wartezeiten und längeren Anfahrtswegen.

Argumente, die die Leiterin der Abfallwirtschaft so nicht stehen lassen wollte. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Recyclinghöfen und illegalem Müll sei nicht bewiesen. Vielmehr gäbe es das Problem schon heute – trotz dezentraler Höfe. Und hinsichtlich der ökologischen Aspekte (Stichwort: verlängerte Anfahrtswege) gab Silke Bienroth zu Bedenken, dass Ökologie nicht nur eine Frage der Entfernung sei, sondern ebenso vom Verhalten der Nutzer abhinge. „Erfahrungen zeigen, dass bei weiteren Entfernungen die Abfälle länger gesammelt und weniger häufig entsorgt werden“, so Bienroth. Stadtrat Eckhart Hanser bemängelte, dass das Konzept angesichts des langen Zeitfensters von 20 Jahren keine wirklich innovativen Lösungsansätze beinhalte.

Kosten

Kostenmäßig geht die Abfallwirtschaft bei einer Reduzierung auf sechs Höfe pro Jahr von Einsparungen in Höhe zwischen 125.000 Euro (2023) und 225.000 Euro (2043) aus. Darüber hinaus müssten nur die verbleibenden Höfe modernisiert werden, was wiederum Einsparungen bei den Investitionen in Höhe von sechs bis neun Millionen Euro bedeutet.

Online-Umfrage

Zum Abschluss der Informationsveranstaltung bedankte sich Oberbürgermeister Klaus Eberhardt sowohl bei Silke Bienroth als auch bei der Bevölkerung für die sachliche Diskussion. Sobald der Kreistag eine Entscheidung getroffen habe, in welche Richtung die Reise gehen soll, werde sich die Stadt positionieren. Er forderte die Rheinfelder Bürgerinnen und Bürger auf, die Online-Befragung des Landkreises zu dem Thema zu nutzen, um ihre Meinung kund zu tun.

^
Internet-Links zum Thema