Städtische Nachricht

Ikonen werden geschrieben, nicht gemalt
Ausstellung mit Vernissage eröffnet


Oberbürgermeister Klaus Eberhardt Oberbürgermeister Klaus Eberhardt begrüßte rund 60 interessierte Kunstfreunde im Dietschy-Saal. „Wie kommt so eine Ausstellung in das Haus Salmegg?“ fragte der Oberbürgermeister und gab die Antwort gleich selbst: „Die Ausstellung gibt Einblick in eine für uns bislang wenig bekannte Welt. Sie fördert den interkulturellen Austausch im Dreiländereck. In Basel, Lörrach, Rheinfelden und im Elsass leben viele Menschen, die aus Russland zugezogen sind, so dass das Interesse an der russischen Kultur gerade hier in der Region groß ist.“

Sabine Diezinger Der Oberbürgermeister führte aus, dass die Ausstellung durch die Vermittlung von Valeria Scholz und Artem Rodionov zustande gekommen ist. Beide studierten an der Fachhochschule in Moskau. Valeria Scholz beendete ihr Studium in Berlin und Artem Rodionov in Frankreich. Anschließend kamen beide nach Südbaden. Sie haben den Kontakt zum Ikonensammler Alexander Paretski hergestellt, der dem Stadtmuseum die 73 ausgestellten Ikonen überlassen hat.

 Elena Kalistratova und Anna Shiryaeva „Der Begriff Ikone hat seinen Ursprung im griechischen ‚Eikon‘“, so Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. „Ikonen sind im eigentlichen Sinne keine dekorativen Kunstwerke, denn die individuelle Ausdrucksweise des Malers ist aus kirchlicher Sicht irrelevant.“ Ikonen sind Bestandteil der Liturgie der Ostkirche und werden als spirituelle Kultgegenstände begriffen. Die Ausstellung folgt daher auch keinen kunsthistorischen Aspekten, sondern orientiert sich an den dargestellten Motiven.

Ausstellung Ikonen - Heilige der russisch-orthodoxen kirche Sabine Diezinger, Leiter des Stadtarchivs und Stadtmuseums, erklärte: „Ikonen werden nicht gemalt, sondern geschrieben. In der Kunstgeschichte gelten Ikonen als Fortentwicklung und Nachfolger von ägyptischen Mumienporträts aus dem 2. bis 4. Jahrhundert nach Christi Geburt. Mumienporträts sind auf Holzbretter gemalte Portraits, die den mumifizierten Angehörigen ägyptischer Christengemeinden mit ins Grab gegeben wurden. Bei Ikonen wird die gleiche Maltechnik angewandt, dass Trägermaterial ist in der Regel Holz. Sie können jedoch auch in Bronze gegossen sein.“

Ausstellung Ikonen - Heilige der russisch-orthodoxen kirche Schon in der Frühzeit wurden Regeln für das Ikonenschreiben festgelegt, so dass, abgesehen von stilistischen und ikonographischen Entwicklungen, durch alle Jahrhunderte die Einheitlichkeit der Darstellung gewahrt blieb. Die Proportionen richten sich nicht nach natürlichen Maßen, sondern betonen das Wichtigste: Das Gesicht und zwar besonders das Dreieck zwischen Augen und Nase. Die Augen werden oft übergroß dargestellt und fordern den Blickkontakt des Betrachters ein. Zusammen mit der Überlänge der Nase, die sich auf den gesamten Kopf überträgt, entfaltet die Darstellung so eine besondere Wirkung: Sie lässt den gläubigen Betrachter in Ehrfurcht erstarren.

Im 1. Ausstellungsraum werden Nikolaus-Ikonen gezeigt. Der Heilige Nikolaus ist einer der am meisten verehrten Heiligen Russlands und über 70 Legenden ranken sich um seine Hilfsbereitschaft. Im 2. Raum sind Mutter-Gottes-Ikonen ausgestellt. Bei ihnen handelt es sich um die am häufigsten verbreiteten Ikonen sowohl im Kirchenraum als auch in privaten Häusern. Der 3. Raum ist den Ikonostasen gewidmet. Die Ikonostasen sind Bilderwände, die sich aus vielen Einzelikonen zusammensetzen. Im 4. Raum sind die Kalenderikonen zu sehen und im 5. Raum wird die Rolle der Heiligenverehrung insgesamt dargestellt. Im letzen Ausstellungsraum werden Christusikonen präsentiert.

Anna Shiryaeva (Mezzosopran) und Elena Kalistratova am Klavier umrahmten die Ausstellung musikalisch. Die in russischer Sprache dargebotenen Musikwerke stimmten einen wehklagenden Ton in dunklen Moll-Tönen an. Frohe, lockere Töne zum Schluss erlösten die Audienz schließlich aus der düsteren Stimmung der ersten Stücke. Die Besucher wurden so gut auf die Ausstellung der Ikonen eingestimmt.

Die Ausstellung „Ikonen – Heilige der russischen-orthodoxen Kirche“ ist von Samstag, 21. November, bis zum 14. Februar geöffnet. Das Stadtmuseum im Haus Salmegg, Rheinbrückstraße 8, hat samstags, sonntags und feiertags von 12.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 2 Euro, bis 16 Jahre oder mit dem Oberrheinischen Museumspass ist der Eintritt frei. Führungen durch die Ausstellung finden am 6. Dezember und am 17. Januar 2015 jeweils um 14.30 Uhr statt.
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